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(c) Pester Lloyd / 40 - 2012   BOULEVARD 03.10.2012

 

Mit den Ungarn kamen die Tränen

Erst Ägypten, jetzt Georgien: der ungarische Premier als Diktatorenschreck

Orbán kam, "um Teil der Erfolgsgeschichte Georgiens" zu werden. Doch der Auftritt als Saakaschwilis "Wahlkampfhelfer" in Georgien ging einmal mehr daneben. Nur Tage später, war der gute Freund abgewählt. Auch für Mubarak war Orbán der letzte "Westler", den er zu Gesicht bekam, bevor die Pharaonenparodie einen Abgang machte. Steckt dahinter System?

Der drittgrößte Flughafen Georgiens in Kutaisi war in Zusammenarbeit mit fünf, hierzulande einschlägig bekannten, ungarischen Firmen entstanden. Anlass genug für Premier Orbán zur Eröffnung nach Georgien zu reisen: „Derzeit suchen alle Nationen einen Ausweg aus der Krise und solche Ereignisse, wie die Eröffnung eines internationalen Flughafens, zeigen, dass einige Länder bereits einen gefunden haben.”, erklärte Orbán in seiner Rede. Nur gut, dass es keine Autobahn zu eröffnen gab.

Georgien habe sein Krisenmenagement jedenfalls "geschickt mit einer Möglichkeit zum wirtschaftlichem Wachstum verbunden", dessen Ergebnisse in der EU „ohne Gleichen sind”. Ungarn jedenfalls, so Orbán weiter, sei stolz darauf, „Teil der Erfolgsgeschichte einer Nation zu sein, die nach euroatlantischer Eingliederung strebt”, und werde dieses „hohe Ziel” unterstützen. Auch in politischer Hinsicht, so versprach Orbán im weiteren Verlauf seiner Rede, könne sich Georgien „immer auf Ungarn verlassen”. Saakaschwili drückte seinerseits die Freude über die Zusammenarbeit aus und betonte die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ländern „im Kampf gegen das Sowjetregime”.

Dass der Weg der „Erfolgsstory” Georgiens mit zahlreichen Verstößen gegen die Menschenrechte gepflastert ist, übersah der ungarische Ministerpräsident in seiner Lobrede wieder einmal, so wie auch im Westen, der ja auch Frau Timoschenko für eine Demokratin hält, einzig der Umstand zählt, das der georgische Präsident Pro-Nato und Contra-Russland ist. Erst im März dieses Jahres hatte Orbán übrigens genauso großzügig über die Missstände in Albanien (hier werden Kandidaten und Demonstranten manchmal erschossen) hinweg gesehen und dem Land „die Erfüllung sämtlicher EU-Standards” attestiert, vor dem chinesischen Premier "zog er" sogar "seinen Hut". Im Mai ließ sich der georgische Präsident in Budapest hofieren, als sein Volk auf den Straßen gegen ihn tobte.

Doch eigentlich ist all dies eine gute Nachricht: Premier Orbán entwickelt sich offenbar immer mehr zum schlechten Omen für Dikatoren. Schon bei Ägyptens Hosni Mubarak war Orbán der letzte offizielle Staatsgast, der empfangen wurde, bevor der arabische Frühling den greisen Despoten hinfortspülte. Orbán fuhr auf dem Weg zum Kairoer Flughafen praktisch schon durch die Barrikaden der Aufständischen. Am vergangenen Donnerstag eröffnete Premierminister Viktor Orbán zusammen mit dem georgischen Präsidenten Mikhail Saakaschwili den internationalen Flughafen in Kutaisi. Nur Tage später, er war wieder der letzte offizielle Staatsgast, wird dieser in einer sensationellen Wahl abgesägt.

Vielleicht war auch der Axtmörder-Skandal nur eine Falle unseres gewieften Freiheitskämpfers, sich nach Baku einladen zu lassen, um dem dortigen Despoten die letzte Ölung zu erteilen. Dass Putin hingegen ein lupenreiner Demokrat ist, hat Orbán, unser Lakmusstreifen der Demokratie, nachgewiesen, den traf er bereits zweimal und er ist immer noch im Amt. Schröder hatte also doch Recht. Europas Hausmafioso, Berlusconi, auch guter Freund Orbáns: weg. In diesem Monat, so erinnerte uns gerade noch ein Leser, steht noch ein Besuch bei Angela Merkel an, damit dürfte die kommende Wahl wohl entschieden sein. Ein spöttischer Geist könnte dem Premier empfehlen, einmal bei Assad vorbeizuschauen oder - vielleicht sogar sich selbst einen offiziellen Besuch abzustatten? Er hätte dann mehr Zeit für sein Friedenswerk und die Seinen hätten definitiv mehr Frieden.

E.G. / red.

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