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(c) Pester Lloyd / 12 - 2013   NACHRICHTEN 19.03.2013

 

Minister in Ungarn versucht sich aus Preisvergabe an Antisemiten herauszureden

Der Minister für Humanressourcen, Zoltán Balog, hat am Montag versucht, sich in einer Aussendung von der Übergabe (Foto) einer staatlichen Auszeichnung an einen offen rassistisch und antisemtisch auftretenden Fernsehjournalisten zu ent-schulidgen. Er schrieb, dass er bei der Übergabe des Táncsics Preises, der höchsten staatlichen Auszeichnung für Journalisten, nichts von den entsprechenden Äußerungen des Preisträgers Ferenc Szaniszló wusste. ihm war nur bekannt gemacht worden, dass er sich durch “außenpolitische Reportagen” einen Namen gemacht habe. Die ausfälligen Äußerungen (Zigeuner=Menschenaffen, Juden sollte man vertreiben etc.) stimmten nicht mit seinem Weltbild und auch nicht dem der Regierung überein. Allerdings wäre die Empfehlung dazu vom Journalistenverband gekommen und er sei nicht in der Lage, die Biographien von hunderten Preisträgern zu studieren. Eine Aberkennung des Preises sei rechtlich in Ungarn jedoch nicht möglich.

 

Der Journalistenverband widersprach der Darstellung, er hätte einen ganz anderen Namen vorgeschlagen, außerdem wurden Zweifel an der Darstellung Baloghs laut. Schließlich verfüge er über genug Mitarbeiter, denen eine Überprüfung der Kandidaten möglich gewesen wäre. Dass dies nicht geschah oder der Kandidat dennoch durchkam, werfe entweder ein schlechtes Licht auf die Führungsfähigkeiten Balogs in seinem eigenen Hause oder lasse Zweifel an der humanistischen Grundhaltung diverser Mitarbeiter erkennen, so Kritiker in Parteien und Medien. Beide sei letztlich gleich schlimm.

Auch der Botschafter Israels in Ungarn, Ilan Mor, gab sich mit der Erklärung nicht zufrieden. Szaniszlós Äußerungen seien eine klare Botschaft des "neuen Antisemitismus" und inakzeptabel. Ungarn sollte ihm den Preis wieder aberkennen. Mittlerweile haben mehr als ein Dutzend Táncsics-Preisträger ihren Preis aus Protest zurückgegeben.

Neben Szanisló wurden zum 15. März weitere Rechtsradikale ausgezeichnet, darunter der Sänger der rechtsextremen Band Kárpátia sowie ein völkisch-esoterischer “Historiker”, für den Jesus kein Jude war, sondern einem Volk entstammt, das direkte Vorfahren der “Magyaren” war. Mehr dazu.

 

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