THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 21 - 2014   NACHRICHTEN 20.05.2014

 

Entführung eines Geschäftsmannes: Spezialkommando aus NATO-Land Ungarn operiert in der Ukraine

Die ungarische Antiterroreinheit TÉK begibt sich auf ein sehr heißes Pflaster: Seit Mitternacht sei eine "Spezialeinheit" der Truppe "in der Ostukraine" im Einsatz, um einem "entführten ungarischen Staatsbürger zu helfen". So sparsam die Details, so ausufernd können die Folgen eines derartigen Einsatzes werden. Was denkt sich Orbán diesmal wieder?

UPDATE, 21.5.: Medien weisen daraufhin, dass die Einsatzdirektive des TÉK besagt, dass bei Auslandseinsätzen grundsätzlich der militärische Geheimdienst einzubeziehen ist.

In einer Erklärung des Antiterrozentrums heißt es, dass "unbekannte Bewaffnete unter noch nicht geklärten Umständen" einen "Geschäftsmann mit ungarischem Pass entführt" hätten, der “mit einem Auto mit ungarischem Kennzeichen in der Ostukraine” unterwegs war und “für eine ukrainische Firma arbeitet”.

 

Es gibt - offiziell - bisher weder einen Kontakt zu den Entführern, noch irgendwelche Forderungen, auch die Identität des Mannes wurde bisher geheim gehalten. Man könne daher auch nicht sagen, ob und wann der Mann befreit werden könne, so TÉK-Kommandeur János Hajdú (Foto) am Montagabend beim TV-Sender ATV. Der Kommandeur ließ offen, ob die "Spezialeinheit" bewaffnet ist und plant, die Befreiungsaktion selbst durchzuführen oder ob es sich lediglich um Berater für ukrainische Einheiten handelt. Auch über Kontakte zur Kiewer und / oder Moskauer Regierung bzw. zu lokalen Machthabern wurde nichts bekannt.

Die Aktion ist im Lichte der derzeitigen Spannungen besonders heikel, immerhin handelt es sich beim TÉK um eine dem Innenministerium angegliederte, seit einem Regierunsdekret dem Parlamentarischen Komitee für die Nationale Sicherheit unterstellten, de facto aber direkt von Premier Orbán befehligten 400 bis 600-Mann-starken militärischen Einheit, deren Vollmachten und Gebaren eher an einen bewaffneten Geheimdienst erinnern.

Ungarn ist Mitglied der NATO. Schickt das Land bewaffnete Einheiten - aus welchen Gründen auch immer - in die Ukraine, kann dies von prorussischen Kräften sowie von russischer Seite als Provokation bzw. Angriff interpretiert werden, erst Recht, sollte es zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit Konfliktbeteiligten kommen.

Diese Hintergründe nähren den Verdacht, dass es sich um einen für die Regierungspartei wichtigen "Geschäftsmann" handeln müsste. Phantasievolle Informationskrieger könnten in der bisher nicht weiter belegten “Entführung” ohne Weiteres auch einen erfundenen Vorwand der NATO erkennen, um Spezialkräfte ins Land einsickern zu lassen. Immerhin läuft der Kiewer Beitrag zur multinationalen Aufwiegelung des ukrainischen Volkes zum Bürgerkrieg auch unter dem Stichwort “Antiterroreinsatz”.

Das TÉK, eine Gründung auf Initiative von Premier Orbán, war in den vergangen vier Jahren immer mehr als "Privatarmee" des Premiers, als "Orbáns NSA" in Erscheinung getreten. Der Präsident des Verfassungsgerichtes hält die Art und Weise der Führung der Einheit sogar für verfassungswidrig. Kritiker bemängelten die intransparente bzw. mangelnde Kontrolle, die sündteure Ausstattung sowie Einsätze gegen Demonstranten am Rande der Legalität bzw. auch dahinter. So sperrte die Einheit auf Zuruf das Präsidentenpalais ab, um dort pauschal Demos gegen die neue Verfassung zu unterbinden, - gesetzeswidrig wie später ein Gericht feststellte. TÉK-Befehlshaber versuchten auch kritische Journalisten durch Klagen zum Schweigen zu bringen.

Mehr Aktuelles zu den ungarischen Verwicklungen in der Ukraine.

red.

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