THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 30 - 2014 WIRTSCHAFT 24.07.2014

 

Notverkauf: Ungarn übernimmt MKB von Bayern LB für 55 Mio. EUR

Wie von uns seit Jahren erwartet, hat die Bayerische Landesbank ihre ungarische Tochter, MKB (Ungarische Außenhandelsbank), an den ungarischen Staat verkauft. Das meldete das Unternehmen heute. Der Kaufpreis wurde "nach harten aber fairen Verhandlungen" auf umgerechnet rund 55 Mio. EUR festgesetzt, allerdings mussten die Bayern zuvor noch Verbindlichkeiten und Abschreibungen in Höhe von 270 Mio. EUR übernehmen. Durch den Verkauf kommt die Bayern LB einer Auflage der EU entgegen, die im Gegenzug zur Genehmigung von staatlichem Rettungskapital bei der Mutter in Deutschland u.a. die Abstoßung von Auslandstöchtern vorsah. Man habe nun alle EU-Auflagen vorfristig erfüllt, das geforderte Stammkapital der Bayern LB sinkt durch den Verkauf nur um marginale 0,3 Punkte.

 

Mit der Übernahme der seit Jahren - vor allem durch faule Forex-Kredite und im Zuge der Finanzkrise gestrauchelte Immobilienentwicklungsprojekte - schwer defizitären MKB in Staatsbesitz folgt die Regierung ihrem Ziel binnen weniger Jahre rund 50% des Bankenmarktes in "ungarischer Hand" zu halten. Die MKB hat einen Marktanteil von ungefähr 6%, womit man - so man die OTP als ungarisch betrachten will - nun bei knapp 40% hält. Der Kaufpreis mag im Lichte dieses Marktanteils als Schnäppchen erscheinen, allerdings dürfte eine gewisse Kunstfertigkeit dazu gehören, das Institut bald wieder in die Gewinnzone zu bringen. Ob die MKB eigenständig weitergeführt oder z.B. in die ExImbank oder die MFB (Ung. Entwicklungsbank) eingegliedert wird, ist noch nicht bekannt. Im Staatshaushalt, aber auch durch zusätzliche Anleiheausgaben wurde extra Mittel für Anschaffungen dieser Art bereitgestellt.

 

Auch die OTP, größte Bank Ungarns, hatte zunächst Interesse an einer MKB-Übernahme, will sich nun aber lieber im benachbarten Ausland um Übernahmekandidaten umsehen, zumal man einige Ressourcen für die ausufernde Forex-Gesetzgebung bereitstellen muss, was sich die Bayern LB durch die Abstoßung nun erspart. Allein die Rückzahlung seit kurzem unrechtmäßiger Wechselkursgebühren belastet die OTP-Bank mit ca. 100 Mio. EUR, die ERSTE mit rund 300 Mio. EUR, die gesamte Branche mit bis zu 2,6 Mrd EUR. Zum Jahresende wird ein weiteres Gesetz, ein Zwangsumtausch von Forex- in Forintkredite erwartet, der noch einmal so viel kosten wird. Außerdem rollt auf die Banken eine Prozesslawine zu, weil sie laut rückwirkend geltendem Gesetz, jede einseitige Vertragsänderung seit 2004 gerichtlich genehmigen lassen müssen. Mehr zu diesem Themenbereich.

Die MKB hätte das kommende Jahr kaum ohne weitere massive Kapitalspritzen seitens der bayerischen Mutter überstanden, was den niedrigen Kaufpreis erklären hilft (für manche ist der Firmenhauptsitz schon so viel wert) und die Einordnung als Notverkauf rechtfertigt.

red.

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