THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 38 - 2014 NACHRICHTEN 18.09.2014

 

16 Jahre nach Bombenattentat in Budapest: Ungarische Mafiosi auf der Anklagebank

16 Jahre nach dem Bombenattentat in der Aranykéz utca in der Budapester Innenstadt, wird es dazu endlich eine Gerichtsverhandlung geben. Anfang Juli 1998 explodierten in einem unweit einer McDonalds-Filiale abgestellten Kleinwagen knapp 5 kg TNT, rissen vier Menschen in den Tod, verletzten zwei Dutzend und richteten heftige Verwüstungen an.

Die Aranykész utca 1998, unmittelbar nach dem Bombenanschlag.

Die Budapester Staatsanwaltschaft ist nun überzeugt davon, mit József Rohác und Tamás Portik sowohl den Ausführenden wie den Drahtzieher des Anschlags überführen zu können. Gegen zwei weitere Verdächtige, deren Aufenthaltsort nicht bekannt ist, wird in Abwesenheit verhandelt. Der Staatsanwalt fordert hohe Haftstrafen, bei den Haupttätern lebenslänglich wegen mehrfachen Mordes.

Die beiden vorführbaren Angeklagten, Letzterer ist seit gut einem Jahr wegen einer ganzen Reihe weiterer Delikte in U-Haft und seit Februar auf der Anklagebank, der Andere die zentrale Figur einer Reihe von Mafia-Geschichten auch außerhalb des Landes, bilden das Zentrum eines der größten Betrugs- und Korruptionsskandale der 90er Jahre.

Dabei ging es um umdeklariertes, subventioniertes Heizöl, das abgezweigt und als kommerzieller Diesel verscherbelt wurde, was den Staat und die MOL Milliarden kostete. Als ein ausgeboteter Mittäter vor der Polizei auspackte oder auspacken wollte, wurde er - so die Vermutung der Staatsanwaltschaft, die aber die Budapester Spatzen schon seit Jahren von den Dächern pfeifen - von der Mafia hingerichtet.

Unmittelbar nach dem Attentat gingen die Mutmaßungen zunächst eher in Richtung der damaligen Mafia-Kriege zwischen Russen, Rumänen und Arabern, immerhin erschütterten laut Polizeistatistik von 1990 bis 2000 rund 140 Bomben- und Brandanschläge größeren und kleineren Ausmaßes die ungarische Hauptstadt.

Dass in den damaligen Diesel-Skandal auch Politiker sowie Manager von Staatsbetrieben auf verschiedenen Ebenen involviert waren, kann als gegeben angesehen werden. Die Orbán-Regierung versucht seit 1998 (unmittelbar vor dem Anschlag gewann Orbán das erste Mal eine Wahl) die Schuld allein auf die linke Landeshälfte zu schieben und konnte über die Geheimdienste einen Kontakt zwischen einem Ex-Geheimdinestchef der Sozialisten und der Mafiagröße Portik herstellen, was vor einem Jahr
einen ziemlichen Skandal auslöste.

Szenekenner gehen jedoch davon aus, dass bei der Verquickung zwischen Mafia und Staat nicht so sehr das Parteibuch, sondern die Vernetzung und die kriminelle Energie ausschlaggebend waren, sind und sein werden. Die Hauptdratzieher des damaligen Milliarden-Betruges, so sehen es Fachkommentatoren in den Medien, sind bis heute unbedlangt.

red.

 

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