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(c) Pester Lloyd / 51 - 2014   FINANZEN   17.12.2014

 

Orbán wird Banker: MKB und BB sollen zu Großbank verschmolzen werden. Zu welchem Zweck?

Nach Informationen der Wirtschaftstageszeitung Világgazdaság will die Regierung ihre beiden jüngsten Erwerbungen im Bankenmarkt, die MKB (von BayernLB) und die Budapest Bank (GE Capital) zu einer Großbank verschmelzen. MBK/BB hätten zusammen rund 500.000 Kunden, die neue Bank wäre nach Einlagen die Nr. 4 auf dem ungarischen Markt. Die anderen Banken, vor allem aber Bankkunden und Bürger sollten sich Sorgen machen...

Premier Orbán hatte bei seiner Strategie "50% und mehr" (zuletzt sprach er von 60%+) des ungarischen Bankenmarktes unter Kontrolle zu bekommen zuletzt ergänzt, dass diese Kontrolle nicht notwendigerweise der ungarische Staat ausüben müsse, der Staat solle besser "keine große Bank betreiben." Er wolle die aufgekauften Unternehmen "ungarischen Geschäftsleuten zugänglich machen."

Was das bedeutet, konnte man bereits an der Verstaatlichung und Rückprivatisierung der Spargenossenschaften / Takarékbank in die Hände von parteinahen Günstlingen erkennen. Vorsorglich hat man bereits die Gründung einer Bad Bank bei der Nationalbank vorangetrieben, die sich notleidender Kredite und Immobilien annehmen soll, lies: Vergesellschaftung von Verlusten, bei entsprechend abfließenden Reibungsverlusten, um am Ende ein besenreines, profitables Unternehmen an die "richtigen" Leute verkaufen zu können. - Vorausgesetzt, man betreibt das Konstrukt MKB/BB überhaupt profitabel, was schwer genug sein dürfte und durch die Begehrlichkeiten polit-kommissarischer Aufseher sicher nicht einfacher wird.

Orbán hat nicht umsonst per Dekret dafür gesorgt, dass die MKB direkt seinem Amt unterstellt wird, er will ganz nah dran sein, wenn es um die Aufteilung der Beute geht. Ohnehin ist die Verquickung von Geschäftsbanken und Zentralbank unter einer "Parteiaufsicht" äußerst problematisch. Da sich MNB-Gouverneur Matolcsy entschieden hat, die "Unabhängigkeit der Nationalbank" als "ich kann machen was ich will" (bzw. was der große Vorsitzende sagt) zu interpretieren, sind sämtliche Schleusen geöffnet. Eine geschlossene Nahrungskette von der Gelddruckerei, über die "Vermittlung" von Krediten, Anleiheaufträgen, Immodeals etc., bis hin zur "Geldverbrennung" über Abschreibungen, die Schließung bzw. den Verkauf von Instituten ist alles machbar. Risiko: trägt Steuerzahler.

 

Branchenexperten gehen davon aus, dass Orbán eine MKB/BB vor einer Rückpriviatisierung in die "richtigen Hände" gezielt als staatlich protektionierten Player in den Markt stellen könnte (wie er das u.a. im Lebensmittelhandel mit CBA gezielt macht), um noch weitere Kreditinstitute vom Markt zu drängen und zu übernehmen, Raiffeisen und FHB gelten hier als lohnendste Ziele, da sie mit am meisten mit Kreditausfällen zu kämpfen haben. Die österreichische Raiffeisen hat ihre Lustlosigkeit hinsichtlich Ungarn über ihre Mutter RBI bereits mehrfach kundgetan und sucht offenbar nur noch nach einer eleganten und schadarmen Exit-Strategie. Auch die ungarische Tochter der Sberbank (das waren früher die öst. Volksbanken) dürften sich bald zurückziehen, da ihnen im Heimatmarkt durch die Turbulenzen des Rubel und den Einbruch der Wirtschaft mehr und mehr die Luft ausgeht, halbstaatlich hin oder her.

Die Erste scheint um fast jeden Preis den Markt halten zu wollen, schon aus Prinzip, ebenso wie die italienische UniCredit. Offen ist die Frage bei K&H, CIB, die sich halten könnten, wenn sie wollten. Bisher. Klar hingegen ist, dass die zwei Handvoll kleinerer Institute, einschl. einiger Magnaten-Fake-Banken noch aufgesaugt und umverteilt werden bzw. schlicht verschwinden. (Beispiel: Széchenyi Bank). Nationalbankchef hatte von 4-5 großen Instituten gesprochen, die am Ende maximal übrig bleiben werden. Derzeit sind 8 Banken als Großbanken eingestuft, die Nr. 4 und 8 sind bereits “Ungarisch”, die Nr 1., die OTP ohehin, in Händen von Orbáns Fußball-Buddy Csányi.

Die Regierung kann und wird, so ist Világgazdaság überzeugt, das umfangreiche Filialnetz der MKB/BB nutzen, um Staatsanleihen unter die Leute zu bringen, die, seit man die Zinsen in den Keller gedrückt hat, eine der wenigen legalen Möglichkeiten sind, ihre Ersparnisse ungefähr werterhaltend zu pflegen und mit denen Ungarn seine Kreditaufnahme an den riskanten Devisenmärkten reduzieren kann. Da man es offensichtlich darauf anlegt, den Forint weiter zu schwächen, ist das im Sinne des Schuldenmanagements dringend geboten.

2011 musste die Regierung heftigst Gerüchte dementieren, wonach man Teile der Spareinlagen zwangsweise und temporär in Anleihen umwandeln könnte, wenn es die finanzielle Situation erfordert. Die Regierung sprach damals von bösartigen Gerüchten "feindlich gesinnter" Kräfte, allerdings existieren genau solche Pläne schon lange in der Schublade von Premier und Finanzminister als "alternative Sicherungsmaßnahme der Zahlungsfähigkeit". Je mehr direkten Zugriff der Staat also auf private Bankkonten hat, umso leichter ließe sich eine solche Maßnahme - also die Enteignung der Bürger, die ja nicht die erste wäre (Rentenbeiträge) - umsetzen.

 

Während die MKB vor allem mit vielen Firmenkunden punktet und mit 370.000 Kunden mit überdurchschnittlichem Einkommen ausgestattet ist, schneidet die Ex-BayernLB-Tochter im Immobilienbereich und bei Hypothekenkrediten eher schlecht ab. Wie berichtet, "kaufte" Ungarn die Bank den Bayern ja nur ab, da diese ein Mehrfaches des Kaufpreises als Kapitalspritze einschossen.

Die Budapest Bank hat sich bei der Finanzierung von Klein- und Mittelbetrieben einen Namen gemacht (das ist für die Platzierung von Protegées, z.B. über EU-Kofinanzierungen ein feiner Hebel) und gilt unter der betuchten Privatkundschaft, also im profitreichen Private Banking als gute Adresse, rund 3.500 Kunden der Oberschicht werden hier vor allem im Bereich Fondsmanagement bedient. Im Unterschied zur seit Jahren defizitären MKB, konnte die Budapest Bank durchgehend Gewinne erwirtschaften, 2013 waren es knapp 30 Mio. EUR nach allen Steuern.

Der Merger könnte Mitte 2015 starten, bis Ende Januar sollen die Verkaufspapiere mit BB unter Dach und Fach sein, der MKB-Deal ist bereits finalisiert.

cs.sz.

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