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(c) Pester Lloyd / 24 - 2015   MEDIEN    07.06.2015

 

"Népszabadság" ist österreichisch: MSZP verkaufte Tageszeitung an Wiener Finanzinvestor

Nach Monaten der Verhandlungen verkaufte die sozialdemokratische Oppositionspartei MSZP über die parteieigene Stiftung Freie Presse ihre Anteile an der größten klassischen Tageszeitung des Landes, der "Népszabadság". Der Käufer, eine Wiener Finanzinzinvestorengruppe, ist kein unbeschriebenes Blatt, die Zukunft der Zeitung ungewisser denn je. Auch ein Verkauf ans Orbán-Imperium ist nun denkbar.

Käufer der 28% der MSZP-Stiftung ist die Medien-Holding Mediaworks Zrt. mit Sitz in Budapest, die wiederum mehrheitlich im Eigentum der Vienna Capital Partners (VCP) befindlich ist, ein Unternehmen des umtriebigen Heinrich Pecina.

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Nachdem zuvor bereits der Axel Springer Verlag, wohl aus kartellrechtlichem Kalkül (anders wäre die
Ost-Holding mit Ringier nicht genehmigt worden), seine Anteile an diversen Blättern. u.a. der Népszabadság" an VCP bzw. dessen Medien-Holding Mediaworks Zrt. verkaufte, gehören dieser nunmehr 99,9% der Anteile des früheren Zentralorgans der Kádár-Genossen, die, wie alle klassischen Tageszeitungen des Landes, jahrelangen Leserschwund erlitt, trotz westlichen Know hows und Kapitals.

Die MSZP ist seit geraumer Zeit in Geldnot, Mitgliederschwund, regressive staatliche Parteienfinanzierung und defizitäre Wirtschaftsbetriebe räumten die Kassen ebenso leer wie Fehlspekulationen, Wahlkämpfe und Anwaltskosten für diverse Rechtshändel von Funktionären. Auch die 1,4%, die im Besitz der Belegschaft waren, wurden verkauft, teilte die Mitarbeiterstiftung mit.

 

Zunächst wurde zum 1. Juni mit Balázs Rónai ein erfahrener Publizist und Medienmanager als neuer Chefredakteur der "Népszabadság" installiert, der Vorgänger trat - für den neuen Eigentümer eine praktische Fügung - vor einigen Tagen zurück, weil er am tödlichen Unfall eines Radfahrers beteiligt war Rónai leitete sechs Jahre erfolgreich die Wirtschaftstageszeitung "Napi Gazdaság" und deren Online-Ableger napi.hu, die Printzeitung wurde vor zwei Jahren jedoch an Fidesz-nahe (Századvég) Geschäftsleute verkauft und wird dort nun nach allen Regeln der Kunst zum neuen Zentralorgan der Regierungspartei demoliert und wohl das Flagschiff der neuen Regierungs-Mediengruppe werden, die "Geheimrat" Habony für seinen Chef Orbán gerade aufbaut. (mehr in: Rumpelstilzchen als Medienzar)

Ob VCP´s Mediaworks als eigenständiges Medienunternehmen weiterentwickelt oder bei Gelegenheit meistbietend verkauft werden wird oder VCP gar nur als Parkplatz für Springer und Co. bis zur Bereinigung kartellrechtlicher Belange dient, bleibt offen. Es sieht eher so aus, als habe Springer sein Portfolio sortiert und ein Teil pro Forma ausgelagert. Das Schicksal und die Ausrichtung der Népszabadság bleiben daher ungewiss, auch ein Verkauf an regierungsnahe Kreise in Ungarn ist durchaus denkbar, Skrupel kennt man in solchen Kreisen keine.

24pecina2 (Andere)Die VCP Heinrich Pecinas (Foto rechts) ist seit Ende März Gegenstand von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, der Verdacht lautet auf Anstiftung zur Untreue bei der Erstellung bzw. Abrechnung eines Gutachtens im Zuge des Verkaufs der Hypo Alpe Adria an die Bayern LB 2007. Die Ermittlungen sind Teil der epischen, stets um den heißen Brei herum und am Rande der Verjährungsfristen geführten Aufarbeitung der Haider-Zeit sowie der ÖVP/FPÖ-Koalition im Nachbarland. Pecina hatte exzellente Beziehungen zum Rechtspopulisten Haider, gilt ansonsten aber als "situationselastisch", wie eigentlich alle österreichischen "Eliten". Das Schicksal einer "sozialistischen" Tageszeitung dürfte ihn daher nur monetär interessieren.

Webseite der Vienna Capital Partners
http://www.vcpag.com/

Webseite der Mediaworks
http://mediaworks.hu/

red.


 

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