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Orbán und die Energie der Autokraten - Gaspolitik

Ungarns Premier baut bei der Energieversorgung auf autoritäre Partner. Das birgt geopolitische Risiken – und einen hohen Preis für die Demokratie.

BUDAPEST . Beim informellen Gipfel der Organisation Turksprachiger Staaten in Budapest verkündete Viktor Orbán stolz: „Für billige Energie brauchen wir Freunde, keine Feinde.“ Gemeint waren Staaten wie die Türkei, Aserbaidschan, Usbekistan und Kasachstan – allesamt Nationen mit zweifelhafter demokratischer Bilanz.

Orbán begründete die Hinwendung mit dem Wegfall russischer Lieferungen über die Ukraine. Ohne den Ausbau der Kooperation mit den Turkstaaten und den Bau der TürkStream-Pipeline, so Orbán, „gäbe es kein Gas und keine Energie“ in Ungarn.

Tatsächlich inszeniert sich der Premier als Vordenker einer „östlichen Energieachse“ – gegen „Brüssel“, gegen Sanktionen, gegen westliche Kritik. Dabei verschweigt er: Diese Achse stützt sich auf politische Deals mit Regimen, die Grundrechte unterdrücken und Pressefreiheit einschränken – und macht dementsprechend politisch und ökonomisch abhängig vom Energiegeber.

Politische Energie, nicht nur technische Versorgung

Der Schulterschluss mit Erdoğan und Aliyev ist kein rein ökonomisches Kalkül. Orbán nutzt die Energieabhängigkeit, um seine außenpolitische Isolation in der EU zu überbrücken – und liefert den Autokraten zugleich diplomatische Rückendeckung innerhalb Europas.

Gleichzeitig verpasst Ungarn den Anschluss an eine nachhaltige, diversifizierte Energiepolitik. Während andere EU-Staaten in Erneuerbare und Unabhängigkeit investieren, bindet sich Budapest an autoritäre Lieferanten und deren Interessen, ohne jede langfristigen unabhängige Perspektiven.

Kein Gas ohne Gegenleistung

Orbáns Argument – ohne TürkStream kein Gas – ist mehr innere Drohung als Tatsache. Es dient dazu, innenpolitische Legitimation für außenpolitische Alleingänge zu schaffen. Doch Energiepolitik, die sich an persönlichen Netzwerken statt an Werten orientiert, gefährdet langfristig Ungarns Souveränität – und sichert sie mitnichten.

Quellen: MTI.hu

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