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(c) Pester Lloyd / 21 - 2011  WIRTSCHAFT 25.05.2011

 

Ungarn kauft MOL-Aktien von Russland zurück

Die ungarische Regierung übernimmt ein Aktienpaket von 21,2% am Energiekonzern MOL vom russischen Konkurrenten Surgutneftegas. Damit ist ein langwieriger Streit über den Einstieg der Russen bei der MOL beendet, gleichzeitig sichert sich die Regierung wesentlichen Einfluss auf das für sie "strategisch wichtige" Unternehmen. Premier Orbán sprach davon, dass Ungarn einen wichtigen Schritt zur eigenen Stärkung unternommen habe.

Seit Amtsantritt bemüht sich die Regierung Orbán um den Rückkauf der MOL-Anteile, langwierige Verhandlungen mit Pokerface Putin waren angesagt. Welche Zugeständnisse auf anderen Gebieten notwendig waren, wird die Zeit zeigen...

Der Kaufpreis wird mit 1,88 Mrd. EUR angegeben, somit hätten die Russen einen Buchgewinn von 480 Mio. EUR zu verzeichnen. Der Aktienwert betrüge derzeit jedoch rund 1,92 Mrd. EUR, zuvor hatten Spekulationen den Kurs der MOL-Aktie nach oben schießen lassen, sie wurde heute morgen erstmal aus dem Handel genommen. Aus Ministeriumskreisen wurde zudem betont, dass der Kauf aus "bereits abgerufenen IWF-Geldern" bezahlt werde (rund 3 Mrd. EUR aus dem Krisenhilfspaket sind noch übrig), was insofern interessant ist, da man zuvor den IWF medienwirksam aus dem Land geworfen hatte, der Ungarn nur von Zinszahlungen abhängig machen wolle und sich unnütz in die Politik des Landes einmische. Dafür scheinen die IWF-Gelder aber offenbar wieder gut genug zu sein. Der aktuelle Haushalt werde nicht belastet, sagte Nationalentwicklungsminister Tamás Fellegi, dafür werden es spätere, denn die IWF-Gelder sind ein verzinster Kredit, mit Ablaufdatum 2014.

Ob die MOL-Anteile von der staatlichen Entwicklungsbank, MFB, die die meisten Staatsbetriebe kontrolliert, verwaltet werden oder ob sogar eine Verschmelzung mit dem staatseigenen Energiekonzern MVM (u.a. AKW Paks) denkbar ist, wurde noch nicht beantwortet.

 

2009 verkaufte die österreichische OMV - nach Scheitern eines feindlichen Übernahmeversuchs durch Intervention des ungarischen Parlamentes (Lex MOL) - sein MOL-Paket an Surgutneftegas für 1,4 Mrd. EUR, einen Großkonzern, der unter direktem Einfluss des Staates und unter indirektem von Wladimir Putin steht. Dieser legte sich dann auch mächtig ins Zeug, als die ungarische Energiebehörde und der MOL-Vorstand den neuen Anteilseignern die Ausübung der Aktionärsrechte verweigerte und aus "formalen" Gründen die Eintragung ins Aktionärsregister unterließ (man durchschaute angeblich die Eigentümerstruktur nicht), was zum Ausschluss von mehreren Hauptversammlungen führte, so dass Surgut seinen Einfluss nicht geltend machen konnte.

Ausgerechent Putin ermahnte Ungarn auf dem Höhepunkt des Konfliktes, sich an europäische Gesetze und Rechtsstaatlichkeit zu halten. Die MOL-Chefs sahen den Surgut-Einstieg von Anfang an als feindlich und nicht erwünscht an und bezeichnten die Russen als reine Finanzinvestoren. Diese wiederum gerierten sich als "strategische Partner", Ziel war es die Wertschöpfungskette des Energielieferanten bis zum Endkunden zu verlängern. Im Hintergrund munkelte man, dass die Russen auf die INA-Anteile der MOL in Kroatien schielten und die MOL-Aktien dabei als Druckmittel einsetzen wollten. Auch für den OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer hatte der Deal mit den Russen noch ein Nachspiel, er steht derzeit in zweiter Instanz wegen des Verdachts von Insiderhandel vor Gericht.

Finden Sie unsere zahlreichen Berichte zu dem Fall unter dem Stichwort: Surgutneftegas in unserer Volltextsuche

Das offizielle Statement der Regierung zu der Aktion (engl.)
http://www.kormany.hu/en/ministry-of-national-development/news/hungarian-state-to-repurchase- mol-shares

red.

 

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