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(c) Pester Lloyd / 20 - 2012     POLITIK 18.05.2012

 

Ohne Beweise, mit Beigeschmack

Universität gibt Plagiatsvorwurf gegen Ungarns Ex-Premier auf

Der Direktor der Universität Pécs gab am Dienstag bekannt, keine endgültige Aussage darüber treffen zu können, ob Ferenc Gyurcsány bei seiner Abschlussarbeit plagiiert habe oder nicht, da die Arbeit mysteriöserweise nicht mehr auffindbar sei. Die Verfahren sind eingestellt, die Zweifel bleiben.

Vor wenigen Wochen wurden Betrugsvorwürfe gegen den früheren "sozialistischen" Ministerpräsidenten laut, nachdem bekannt wurde, dass seine Abschlussarbeit exakt denselben Umfang und dasselbe Thema (Weinbau am nördlichen Balaton) wie die seines späteren Schwagers hat, die Arbeit von Gyurcsány entstand jedoch vier Jahre später.

Das Verschwinden der Arbeit führt nun zu der kuriosen Situation, dass der Plagiatsvorwurf weder bewiesen noch entkräftet werden konnte. Gyurcsány selbst gabt an, ebenfalls kein Exemplar des Textes mehr zu besitzen, was von Seiten politischer Gegner als Verschleierungsversuch gewertet wird. Er selbst vermutet hingegen, dass der Fidesz-nahe Forschungsdirektor der Uni in Pécs die Arbeit habe verschwinden lassen, um ihm die Chance zu nehmen, sich zu verteidigen. Zudem hat die von fidesztreuen dominierte Unileitung versucht, gerichtlich gegen den "mutmaßlichen Betrug" vorzugehen, musste sich von der Staatsanwaltschaft jedoch belehren lassen, dass eine Anklage ohne Beweise, Indizien oder stichhaltige Hinweise nicht möglich ist und daher keine strafrechtliche Relevanz in dem Fall vorliegt.

 

Auf Seiten der DK, der neuen Partei Gyurcsánys, geht man davon aus, dass sich die Regierung für den peinlichen Abgang ihres Präsidenten Pál Schmitt rächen wolle, indem sie bekannte Oppositionspolitiker nachhaltig diskreditiert. Während Fidesz-Offizielle Gyurcsány auffordern, den Betrug zu gestehen und die Hinhalte-Taktik aufzugeben, geht die DKP dazu über, mit Verleumdungsklagen zu drohen, sollte jemand weiterhin öffentliche Plagiatsvorwürfe gegen den Ex-Ministerpräsidenten vorbringen. „Auf Basis offizieller Dokumente kann ein Plagiat nicht nachgewiesen werden“, ließ der DKP-Vorstand verlauten. Bereits vergangenes Wochenende gab die Partei bekannt, gerichtlich gegen Hír TV vorgehen zu wollen, die die Affäre ins Rollen gebracht haben, ohne dass sie jedoch selbst stichhaltige Beweise für einen Betrug vorweisen konnten.

Dass Gyurcsánys Arbeit partout nirgends mehr auffindbar ist, gibt der Sache einen eigenartigen Beigeschmack, passt jedoch zum Gesamtbild des “Self-made-Milliardärs” und Politikers, der 2006, in einer nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Rede, zugab, das Volk systematisch belogen zu haben, um Wahlen zu gewinnen. Die Rede war ein Mitauslöser für den Totalbsturz seiner damaligen Partei MSZP sowie die 2/3-Mehrheit, mit der Fidesz heute regieren kann. Allerdings ist auch festzuhalten, dass Gyurcsány - im Unterschied zu Schmitt - seit 2010 kein öffentliches Amt bekleidet und so auch nicht das Land repräsentieren bzw. blamieren konnte.

Tim Allgaier

 

 

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