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(c) Pester Lloyd / 40 - 2012   WIRTSCHAFT 02.10.2012

 

Keine Trendwende

Arbeitslosigkeit in Ungarn geht nur auf dem Papier zurück

Das Statistische Zentralamt in Budapest (KSH) meldet eine leichte Entspannung am Arbeitsmarkt, die von der Regierung umgehend als Bestätigung für den Erfolg ihrer Wirtschaftspolitik gedeutet wird. Experten sehen in den Zahlen jedoch nur saisonale Effekte und viel Kosmetik am Werk und warnen vor einem starken Anstieg bis Jahresende. Großunternehmen wie MOL und Telekom kündigen bereits erneute Massenentlassungen an, die Pleitewelle im Mittelstand hält unvermindert an.

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote in Ungarn lag im Zeitraum von Juni bis August bei 10,4%, 0,3 Punkte unter dem Vorjahreswert und 0,1 Punkte über dem Zeitraum Mai bis Juli und damit "auf Vorkrisenwert", wie die Regierung in einer Einschätzung der Zahlen behauptet. Sie bewegt sich damit auch deutlich von den Höchstständen von über 11% weg, wie sie im Vorjahr ermittelt wurden. Angestiegen ist weiterhin die Jugendarbeitslosigkeit, sie erreicht mit 29,1% gefährliche Dimensionen und liegt 3 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.

Insgesamt waren 526.000 Menschen beim Arbeitsamt offiziell als arbeitslos registriert. Die statistischen Verbesserungen sind bei Arbeitslosigkeit und Beschäftigtenrate vor allem durch saisonale Anstellungen in der Landwirtschaft bedingt sowie durch den Umstand, dass Zigtausende Langzeitarbeitslose durch die Aufnahme in die umstrittenen kommunalen Beschäftigungsprogramme nicht mehr in der Statsitik auftauchen. Die Zahl der Jobs in der freien Wirtschaft hat sich seit Amtsantritt der Orbán-Regierung um ca. 60.000 reduziert.

Experten erwarten, dass die Arbeitslosenrate, aufgrund mangelnder Wachstumsimpulse und rückläufiger Investitionstätigkeit bis Jahresende wieder die 11%-Marke erreichen wird, einige rechnen sogar mit 11,5%, trotz verstärkter Anstrengungen möglichst viele Arbeitslose in die "Közmunka" auszulagern, mittlerweile sind bereits rund 130.000 Menschen zu sinn- und perspektivloser, aber beaufsichtigter Billigarbeit eingeteilt, das Innenministerium hat bis 2013 250.000 bis 300.000 als Zielgröße.

Während man im Nationalwirtschaftsministerium über Vollbeschäftigung phantasiert, kündigte Ungarns umsatzstärkstes Unternehmen, MOL, an der der Staat auf Betreiben der Orbán-Regierung mit rund einem Viertel beteiligt ist, an, weitere 600 Mitarbeiter zu entlassen. Betroffen sind davon u.a. Mitarbeiter bei der Chemietochter TVK, aber auch der Logistik- und Verkaufsbereich. Für letzteren wurde eine Reduzierung der Mitarbeiterzahlen von 4000 um 12% beschlossen. Magyar Telekom, Tochter der Deutschen Telekom, will im Rahmen des neuen "Kostensparplan" bis Ende 2013 500 Stellen einsparen, die meisten dürften bis Ende des Jahres "freigesetzt" werden.

 

Trotz vereinzelter und medial aufgeblasener Erfolgsmeldungen mit "strategischen" Investitionen, die auch entsprechend staatlich unterstützt werden, häufen sich Meldungen über Massenentlassungen (Nokia, Dunaferr) wieder, die Insolvenzquote bei kleinen und mittleren Unternehmen ist weiter auf Rekordniveau, wofür in erster Linie die Kreditklemme, aber auch die fehlgeleitete Förderpolitik, neben der generell schlechten Wirtschaftsstimmung und sprunghaften -politik verantwortlich sind. In bestimmten Branchen tritt der Staat immer häufiger als Retter in der Not auf, mit zweifelhaften Aussichten. Mehr dazu hier.

m.b.

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