THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 28 - 2014 NACHRICHTEN 11.07.2014

 

2,6 Milliarden Euro und kein Ende: Banken in Ungarn geben erste Verlustschätzungen ab

Mehrere in Ungarn tätige ausländische Banken haben aufgrund der neuen Gesetzgebung zu den Forex-Krediten Gewinnwarnungen an ihre Aktionäre ausgegeben und Schätzungen über die Kosten der Legislation erhoben.

Die ERSTE (Österreich) schätzt allein die Rückzahlungen, die aufgrund der nun gesetzlich vorgeschriebenen, rückwirkenden Anwendung des jeweils gültigen amtlichen Mittelkurses bei der Berechnung der Kreditaus- und rückzahlungen auf sie zukommt, auf rund 300 Mio. EUR, die Raiffeisen, ebenfalls Österreich, geht von 120 bis 160 Mio. EUR aus. In ähnlichen Größenordnungen bewegen sich die Schätzungen der ungarischen Töchter der belgischen KBC sowie der italienischen Intesa Sanpaolo bzw. Unicredit. Die Aktien der ERSTE rauschten binnen einer Woche zeitweise um fast ein Viertel nach unten, Raiffeisen und Intesa verloren 9 bzw. 6%.

 

Insgesamt rechnen sowohl Nationalbank wie auch internationale Beobachter wie die Ratingagentur Moody´s mit Kosten von 2,6-3 Mrd. EUR für den ungarischen Bankensektor, was - so kommentiert es Moody´s - zwangsläufig zu Herabstufung der Kreditwürdigkeit vieler Institute führen müsste und damit zu steigenden Refinanzierungskosten.

Eine neue Kostenwelle kommt bis Ende des Jahres auf die Banken zu, wenn per Gesetz die Forex-Kredite "eliminiert" werden sollen, also ein Zwangsumtausch zu einem festzulegenden Wechselkurs stattfinden wird. Dieser soll nicht nur Forex-Hypothekenkredite, sondern alle auf Fremdwährung lautenden Darlehen betreffen.

Ziel der ungarischen Regierung ist es - neben der Entschärfung der sozialen Zeitbombe der privaten Überschuldung - mehr als die Hälfte des ungarischen Bankenmarktes in "ungarische Hände" zu bekommen, man erwartet den Abgang von 4-5 Banken vom Markt, bzw. deren Übernahme. Kritiker meinen, dass dahinter nicht die behauptete Einführung eines "fairen Bankwesens" steht, sondern der Wunsch nach Übernahme der Kontrolle durch parteinahe Kreise, wie das bereits
bei den Spargenossenschaften in brachialer Weise vorgeführt wurde.

 

In Summe nutzt Orbáns Politik zwar mittelfristig seiner Klientel und pflegt seinen Nimbus als "Sytemkritiker", letztlich aber schadet sie dem Finanzplatz, zerstört das Restvertrauen von Investoren und lässt Klein- und Mittelbetriebe in einer massiven Kreditklemme zurück. Problematisch und ein abschreckendes Signal ist auch der retroaktive Eingriff in das Vertrags- und Eigentumsrecht, die Rechtsunsicherheit in Ungarn wird verstärlt. Der aufgrund dieser Politik weiter abstürzende Forint, belastet Wirtschaft und Bürger weiter, weshalb die Antibanken-Rhetorik Orbáns nicht greift, zumal er auf der anderen Seite die Verelendung weiter Teile der Bevölkerung vorantreibt.

red.

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