THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 34 - 2014   NACHRICHTEN   17.08.2014

 

In aller Stille: Ungarn transportierte Brennstäbe aus Atomstörfall in Paks heimlich nach Russland

Am Donnerstag erklärte der Generaldirektor des AKW Paks, István Hamvas der Öffentlichkeit kurz, dass "in den letzten Wochen" die 2003 havarierten Brennstäbe mit der Eisenbahn in die russische Wiederaufbereitungsanlage Majak in Sibirien befördert worden sind. Der Transport sei "sicher und plangemäß abgeschlossen" worden. Weitere Angaben machte er nicht.

Vorsicht Strahlung!
MTI-Aufnahme von Teilen von Brennelement-Stäben aus Paks von 2003

2003 gab es in Ungarns einzigem Kernkraftwerk Paks einen Störfall der INES-Stufe 3 (0-7), ein "Ernster Störfall". Ein bei der IAEA einsehbarer Bericht, erklärt, dass man in einem Reinigungsbecken in unmittelbarer Nähe zum Reaktorzentrum "zunächst erhöhte Strahlung im Inneren feststellte" und daher das Reinigungssystem öffnete: "Es stellte sich heraus, dass die Mehrzahl der 30 Brennelemente durch mangelnde Kühlung überhitzt und stark beschädigt beziehungsweise angeschmolzen waren."

Die ungarischen Grünen von der LMP protestierten am Freitag gegen die "inakzeptable Geheimhaltung", unter der "die Regierung die Rückgabe der Brennstäbe arrangiert" habe. Sowohl die Bevölkerung, zumindest aber das zuständige Parlamentskomitee hätte über diesen Gefahrentransport informiert werden müssen, so Parteisprecherin Bernadett Szél. Das Innenministerium hatte dem Parlament zugesagt, das Komitee für Nationale Sicherheit vor Atommüll-Transporten zu informieren, was gerade mit Hinblick auf alternative Routen um die Ukraine herum geboten gewesen wäre. Immerhin eignete sich das Material durchaus für die Herstellung "schmutziger Bomben", sei also in der Nähe von Konfliktgebieten "hoch gefährlich". Man werde nun einen Bericht über die Umstände und Kosten des Transportes anfordern, mit der Absicht, der Öffentlichkeit diese Informationen zur Verfügung zu stellen.

 

Das AKW Paks (Inbetriebnahme durch die bis heute staatliche MVM 1982), das heute rund die Hälfte des ungarischen Strombedarfs deckt, steht sowohl vor einer Generalsanierung samt Laufzeitverlängerung der alten Blöcke (vier WWER-440/V-213) als auch vor der Erweiterung um zwei weitere Blöcke (Kapazität dann insgesamt 4000MW). Den Auftrag dazu erhielt die russische Rosatom von der ungarischen Regierung ohne Ausschreibung, was Teil einer EU-Prüfung ist. Die Fertigstellung ist für 2021-23 angepeilt, die Kosten dafür betragen vermutlich rund 13 Milliarden Euro, wobei 10 Mrd. EUR durch einen russischen Kredit vorfinanziert werden, der rechtlich, politisch und ökonomisch heftig umstritten ist. Mindestens 3 Mrd. EUR muss Ungarn selbst aufbringen.

Zum Thema:

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Schmutzige Geheimnisse II: Das ungarische Atomkraftwerk Paks und AGNES

Link zur IAEA-Webseite, wo das "Projekt AGNES" über das ung. AKW interssanterweise unter "Bulgarien" abgelegt wurde...

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red.

 

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