THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 34 - 2014   WIRTSCHAFT   19.08.2014

 

Ungarische Nationalbank kaufte Luxusimmobilie überteuert und von Off-Shore-Gesellschaft

Wieder die Nationalbank, wieder Gouverneur Matolcsy, wieder eine Erwerbung abseits des "Kerngeschäftes". Wie jetzt bekannt wurde, hat die MNB im Rahmen ihrer "Vermögenssicherungsstrategie" nach einer Guaneri-Geige, etlichen Gemälden, Immobilien und einem "Ferienschloss" u.a. auch eine hochwertige Innenstadtimmobilie, das sogenannte Palais Eiffel unweit des Westbahnhofs, in der Bajcsy-Zsilinszky út 78, erworben. 14.500 Quadratmeter, Mieten um die 20 EUR/qm, Hauptmieter u.a. PriceWaterhouseCoopers und die Britische Handelskammer. Ab der Einweihung 1894 bis zum Kriegsende residierte hier die legendäre Pesti Hírlap, konservativer Nachfolger des einst von Kossuth herausgegeben Revolutionsblattes, mit einer Auflage von bis zu 500.000 Exemplaren am Tag, aber das nur so nebenbei.

 

An sich keine große Sache, so ein Immobilienerwerb durch Nationalbanken ist ein normales Geschäft. Doch zwei Auffälligkeiten stören dabei die Abgeordneten der Oppositionspartei E2014-PM und sie fordern darüber entsprechende Auskunft. Zum Einen liegt der Kaufpreis von umgerechnet rund 35 Mio. EUR für das einst von einem Immoentwickler totalsanierte (manche Architekturfans sagen: völlig ramponiert) Palais mit Edelbüro-Ambiente einigermaßen über dem derzeit realistischen Marktwert, was einen späteren Wiederverkauf wohl nur zum Nachteil für den Steuerzahler möglich macht.

Die MNB hat rund 2.400 EUR pro vermietbarem Quadratmeter bezahlt, ungefähr das Doppelte dessen, was derzeit in Budapest in vergleichsweisen Qualitäten und Lagen erzielt wird. Zudem sind zur Zeit nur rund 65% der Flächen vermietet. Mit dem Kauf wurde auch eine offene Hypothek gegenüber der Unicredit abgelöst, diese verzichtete dabei auf ihr Vorkaufsrecht, ein weiterer Hinweis darauf, dass die Ertragslage und Wertentwicklungsprognose weit vom Potential des Verkaufspreises entfernt sein könnte.

 

Zweitens fragt man sich, von wem die MNB das Gebäude eigentlich abkaufte, denn das Grundbuchamt nennt - laut index-hu - nach mehreren Verkäufen derzeit lediglich eine Off-Shore-Gesellschafte ohne namentlichen Hintergrund, eine auf Zypern, eine auf St. Vincent und Grenadines (Kleine Antillen) als Eigner. Offiziell eingetragen als Eigentümer ist die Eiffel Palace Kft., genau: EFPA Estate Ingatlankezelő és Hasznosító Kft, die ist wiederum in Besitz der Stringston Limited, diese wiederum in Besitz einer anderen Inselfirma etc.

Geschäfte mit Unternehmen mit "unklarem Eigentümerhintergrund" aber sind öffentlichen Behörden und Verfassungsorganen per Gesetz verboten. Ein Gesetz, das Fidesz explizit im "Kampf gegen die Off-Shore-Ritter" (Matolcsys Vorgänger als MNB-Chef, Simor, war z.B. als solcher auf Zypern zu Gange) einführte. Die Opposition will die Hintergründe daher aufarbeiten lassen, auch, um eventuelle wirtschaftliche Nahverhältnisse zwischen Alteignern und MNB-Mitarbeitern bzw. dazwischenhängenden Vermittlern aufzudecken. Die MNB verneint jedwede Unregelmäßigkeit.

al.

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