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(c) Pester Lloyd / 04 - 2015   FINANZEN   18.01.2015

 

Orbán als Retter von Bürgern und Banken: Forintkurssturz nach Frankenfreigabe zerschellt am Fidesz-Schutzschirm

Während Bürger und Kommunen in Polen oder Österreich auf je 30 bis 40 Milliarden Euro in CHF-Fremdwährungskrediten sitzen und die aktuellen Kursverluste durch höhere Ratenzahlungen tragen müssten, hätte die vorausschaunde Politik Orbáns, der Ende letzten Jahres den Zwangsumtausch der Forex-Kredite zu einem festgelegten Umtauschkurs zum Gesetz erhob, für die "ungarischen Menschen" mindestens 2 Milliarden Euro Ersparnisse gebracht.

Selbst, sonst mit der sprunghaften Banken- Finanzpolitik Orbáns eher kritisch ins Gericht gehende "Anaylsten", gestehen ein, dass der Premier mit seiner Maßnahme das richtige Händchen bewiesen und einige Fortune beim Timing hatte. Sogar das Wirtschaftsportal Bloomberg registrierte, dass der Forint zwar heftigst durch die Schweizer Maßnahme unter Druck geriet, die Bankkunden jedoch nicht so unmittelbar betroffen sein werden wie in anderen Ländern und auch die Banken, durch den bereits erfolgten Umtausch der Schulden in Devisen mit ihren bisherigen blauen Augen davon gekommen seien.

Zum Thema:
Wem nutzt es? Das Gesetz über die Eliminierung von Devisenkrediten in Ungarn

Notorische Kritiker sehen die Sache jedoch anders. Orbán brauche sich nichts darauf einbilden, seine Maßnahmen zur "Rettung" der in Forex ver- und überschuldeten Bankkunden kamen ohnehin viel zu spät und hätten ihre destruktive Wirkung auf den sozialen Zustand und die Wirtschaft längst entfaltet, was in der wachsenden Verarmung und dem nur mit Fake-Statistiken zu behauptenden Wirtschaftswachstum ablesbar sei.

Schließlich liege der festgelegte Wechselkurs immer noch um rund 20-40% (je nach Währung) über dem damaligen Ausgabekurs der Kredite und für die Forintabwertung der letzten vier Jahre sei in erster Linie die chaotische und falsche Politik seiner Regierung verantwortlich. Außerdem dürfte jedem klar sein, dass die Banken über kurz oder lang, ihre Verluste über die Kunden ausgleichen werden.

Zum Thema: Orbán wird Banker: MKB und BB sollen zu Großbank verschmolzen werden. Zu welchem Zweck?

Die Forex-Gesetze verpflichteten die in Ungarn tätigen Banken zur Rückzahlung von rückwirkend als unzulässig eingestuften Profiten aus einseitigen Vertragsänderungen an Forex-Kreditverträgen in der Höhe von rund 3 Mrd. EUR, außerdem kostet der jetzt abzuwickelnde Zwangsumtausch rund eine halbe weitere Milliarde. Die ungarische Nationalbank setzte für diese Aktion ca. 12 Mrd. EUR, rund ein Drittel der gesamten Devisenreserven des Landes ein und hat damit bereits fast die gesamten umzutauschenden Schulden der Geschäftsbanken in Devisen umgetauscht, so dass auch die Banken nun keine weiteren Verluste durch Kursstürze des Forint zu fürchten brauchen.

 

Allerdings weisen Fachleute daraufhin, dass Orbáns Politik eine Prolongierung der Kreditklemme für die Wirtschaft und weiteren Kapitalabzug bedeutet. Ein anhaltend schwacher und volatiler Forintkurs bringt hinfort zudem massive Mehrkosten bei der Refinanzierung der immer noch weit über dem regionalen Schnitt liegenden Staatsschulden mit sich. Auch sei die massive Reduzierung der aus dem jahrelangen Exportüberschuss erwachsenden Devisenreserve nicht gerade ein stabilisierender Faktor.

Der Forint notierte am Freitagabend, nach heftigen Kursturbulenzen von bis zu 328 zum Euro und 370 zum Schweizer Franken, wieder moderater und liegt derzeit bei 318 Forint für einen Euro und rund 320 Forint für einen Franken.

Zum Thema:
Harakiri in Zeitlupe: Orbáns Finanzpolitik wird Ungarn noch große Probleme bereiten

cs.sz. / red.

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