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(c) Pester Lloyd / 19 - 2015   GESELLSCHAFT    06.05.2015

 

Xenophobie-Rekord: Jeder Zweite will ein ausländer- und zigeunerfreies Ungarn

 

Die jahrelange Arbeit der Regierung Orbán auf diesem Gebiet trägt Früchte: das Umfrageinstitut Tárki stellt anhand einer jüngsten Befragung einen "Rekord der Fremdenfeindlichkeit in Ungarn" fest. Danach sind die pauschalen Aversionen gegen "Asylsuchende" so hoch wie nie, aber auch mit Landsleuten ist man nicht im Reinen. Xenophobie als umgedrehter Selbsthass.

Laut Tárki finden 46% der Befragten, dass Ungarn überhaupt keine Flüchtlinge ins Land lassen solle, auch solle es keine Asylverfahren ermöglichen. Weitere 45% sind für ein geregeltes Asylverfahren, wünschen sich dafür aber strenge Ausleseregeln. Gerade rund 9% bekennen sich klar zum Recht auf Asyl für verfolgte Menschen aus Kriegs- und Krisenregionen.

Die seit langem betriebene Xenophobie-Studie von Tárki blickt auf einen starken Anstieg der fremdenfeindlichen Bekenntnisse in den ersten drei Jahren von 1992 zurück und vermerkt danach Schwankungen, während in den Jahren 2002 bis 2011 stabile Werte gemessen wurden. Den bisherigen Negativ-Rekord hielt das Jahr 2001 (9/11 und 1. Orbán-Regierung) mit 43% pauschalen Ausländerfeinden.


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Der Tárki-Xenophobie-Index. Entwicklung von 1992 bis 2015. Dunkelrot: fremdenfeindlich bis hellrosa: -freundlich

Interessant sind auch die "Aversions Top Ten", die traditionell von "den Arabern" angeführt werden, 94% wollen sie am wenigsten im Lande haben, knapp gefolgt - und das ist ein Spezifikum - von den Roma. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: das befragte Volk deklariert 7% der eigenen Bevölkerung (die ungarischen Roma haben einen ungarischen Pass, sind also Ungarn) zu ungewollten Ausländern!

Danach gibt es etwas Konfusion, auf den Plätzen 3,4 und 5 folgen nämlich: Chinesen, Rumänien, Afrikaner. Afrika, gut, ist klar. Chinesen sind jedoch zu lieben, denn es sind "strategische Partner" und "die Zukunft". Rumänien muss man spezifizieren: denn keinesfalls sind damit die 1,5 Mio. dort lebenden und unterdrückten Ungarn gemeint. Die sind zwar auch "Rumänen", aber nur dem Pass nach und werden natürlich geliebt (ok, also bis sie einem den Arbeitsplatz wegschnappen und beim Arzt die Wartezeit verlängern).

 

7% äußerten Abneigung gegen "Ungarn aus anderen Ländern", obwohl hier nicht untersucht wurde, ob damit die eher armen Landsleute z.B. aus der Vojvodina oder den Westkarpaten gemeint sind oder jene Besucher aus New York, Wien oder München mit ungarischen Wurzeln, die sich bei ihren gut gepolsterten Visiten wie die Großfürsten aufspielen und Orbán allein schon deshalb in den Himmel loben, weil er ihnen die Illusion einer starken Heimat wiedergeben kann, ohne dass sie unter ihm leben müssen.

Die höchsten fremdenfeindlichen Raten hat Tárki übrigens bei Anhängern von Jobbik und den älteren "Sozialisten" gemessen (kein Scherz und logisch, wenn man Xenophobie einmal als reziproken Selbsthass betrachtet), bei Fidesz-Anhängern, den Bannerträgern der Eigenliebe, ist er dafür quer durch alle Schichten, Alters- und Bildungsklassen gleich mittel bis hoch. Bei Nichtwählern und bei den Armen, den Arbeitslosen und in der Gruppe der 40-50jährigen gibt es die meisten Fremdenfeinde. Die Zahlen wurden im April erhoben.

red.

 

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