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(c) Pester Lloyd / 07 - 2012      KULTUR 16.02.2012

 

Just the Wind: Ungarn-Beitrag der Berlinale hat heute Premiere

Versuch der Presse-Zensur durch ungarisches Ministerium

Der ungarische Wettbewerbsbeitrag bei der Berlinale hat heute Weltpremiere in Berlin. "Csak a szél" - Just the wind des Regisseurs Fliegauf wurde bereits vor zwei Wochen in Budapest präsentiert. Dabei bekamen die Zuschauer - wegen der Wettbewerbsregeln - nur einen 2-Minuten-Ausschnitt zu sehen, dafür umfangreiche Lobpreisungen von Produzenten und staatlichen Förderern. In unserem Bericht beschreiben wir, wie ein Filmkunstwerk zum Feigenblatt für eine missratene Politik gegenüber den Roma und den Filmschaffenden "befördert" wird und sprechen sowohl mit dem Regierungskommissar für die Filmförderung, dem Hollywood-Hau-drauf-Produzenten Vajna als auch mit dem Staatssekretär für Soziale Integration, sprich: Romafragen, Zoltán Balog.

Letzterer war über seine eigenen Worte und Widersprüche darin überhaupt nicht mehr amused als er sie selbst las, wie ein bitterböser Brief seines Sekretariats uns zeigen sollte. ("Verlangen Entfernung, journalistische Ethik, aggressive Fragestellung, bösartig etc...). Die Aussagen von Balog sind jedoch belegt, die Vorwürfe in dem Brief allesamt als "heiße Luft" (just the wind) widerlegbar (bis auf ein h zuviel am Namen, sorry! und ein paar lächerliche Kleinlichkeiten), auch um eine Authorisierung wurde nie gebeten.

Alle weiteren gemachten Vorwürfe entstammen der völlig überdrehten Rhetorik der Regierung, die überall nur noch Feinde wittert. Das Schreiben ist für den sehr gebildeten und sonst umgänglichen Balog nicht repräsentativ, offenbar gibt es in seinem Büro aber ein paar übereifrige Parteifunktionäre, die meinen, Sie könnten mit uns so umspringen wie mit den Staatsmedien.

 

Der Politiker, der für sein persönliches Engagement um die Roma unseren höchsten Respekt hat, was ihn aber nicht aus der Verantwortung für derzeit absolut unakzeptable Zustände nimmt, erwartete offenbar einen PR-Artikel. Da muss er sich jedoch an andere Medien wenden. Dass unbequeme Wahrheiten Teil einer Berichterstattung zu einem Film mit so einem sensiblen wie komplexen Thema sind, sollte eigentlich selbstverständlich sein. In Budapest ist es das heute nicht.

Wir haben das Schreiben als einen - leider typischen - Angriff auf die Pressefreiheit und einen Versuch der Einschüchterung zurückgewiesen. Sollte Balogs Staatssekretariat uns nochmals belästigen, machen wir alles öffentlich, den Brief, die Lügen darin und die komplette Audiodatei des Interviews als Beweisstück. Über die menschenverachtenden Zustände in Gyöngyöspata und anderswo berichten wir ohnehin und die sind es, um die sich das Staatssekretariat ausschließlich zu kümmern hat. Wir sind nicht der Feind.

ms.

Zum Interview mit Zoltán Balog
Zum Bericht der Fliegauf-Präsentation in Budapest mit Interview mit Andrew G. Vajna
Dokument der Schande: der Kallai-Bericht zum amtlichen Rassismus in Ungarn

 

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