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(c) Pester Lloyd / 04 - 2013   NACHRICHTEN 21.01.2013

 

Ungarn hielt ersten Gedenktag an die Vertreibung der Ungarndeutschen ab

Am Samstag, 19.1., beging das offizielle Ungarn erstmals einen "Gedenktag für die Vertreibung der Ungarndeutschen", der erst vor wenigen Wochen ohne Gegenstimmen vom Parlament beschlossen wurde. In Solymár / dt. Schaumar bei Budapest wurden Kränze der Erinnerung niedergelegt, um diesem "dunklen Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte" zu gedenken, hieß es in der regierungsamtlichen Aussendung dazu.

Auf der staatlichen Gedenkfeier dazu erinnerte Zoltán Balog (Foto), Minister für "Humanressourcen": „Zwischen den Heimatvertriebenen Deutschen die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat ausgesiedelt wurden, waren einzig die Ungarndeutschen die auf die Viehwagons der Transporte die ungarische Flagge steckten mit der Aufschrift: ’Gott segne unsere Heimat, leb wohl!’. Wir tun alles, damit wir unseren zurückkehrenden Freunden, den Ungarndeutschen mit aufrichtigen Herzen gemeinsam sagen können: ’Willkommen zu Hause!’. Diesem Zweck dient auch dieser nationale Gedenktag”.

 

Alljährlich am 19. Januar soll daher künftig daran erinnert werden, "dass die deutsche Volksgruppe in Ungarn auf ungerechtfertigte Weise kollektiv abgestempelt und ihrer Rechte beraubt wurde.", was Teil der "vielen Sünden der ungarischen Kommunisten, die nach 1945 durch die Unterstützung der sowjetischen Armee an die Macht gelangten" sei. "Die heutige Regierung von Ungarn, die den Schmerz einer getrennten Nation kennt, setzt sich dafür ein, dieses Trauma zu lindern und die Wunden zu heilen."

Historiker schieben die Schuld an den Vertreibungen jedoch nicht nur "den Kommunisten" zu, die in Ungarn bekanntlich erst 1949 die absolute Macht übernahmen, sondern sehen sie als Teil der allgemeinen Abrechnungspolitik mit dem massenmörderischen Nazireich, dessen Schuld - ganz nach Befinden der jeweiligen Machthaaber - auf sämtliche Angehörige des deutschen Volkes gelegt werden konnte. Die Vertreibungen waren auch im Potsdamer Abkommen verankert, also als von den Allierten befürwortetes Recht anzusehen. Der jetzige Gedenktag wurde auf Fidesz-Initiative nicht ganz ohne aktuelle Hintergedanken eingeführt, sondern stellt auch einen Wink an Tschechien und die Slowakei hinsichtlich der immer noch aufrecht erhaltenen Benes-Dekrete dar (die nicht nur Deutschen, sondern auch Ungarn galten).

Mehr zur Einführung des Gedenktages
und zum Schicksal der Ungarndeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg
.

red.

 

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