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(c) Pester Lloyd / 04 - 2014 NACHRICHTEN 22.01.2014

 

Ungarische Nationalbank senkt Leitzins auf 2,85%, Inflationsrate kaschiert Wirklichkeit

Seit Ex-Nationalwirtschaftsminister György “Matman” Matolcsy die MNB übernommen hat, herrscht der “kurze Dienstweg” zur Regierung. Die EU hats geschluckt, die Finanzmärkte kauen noch...

Die ungarische Nationalbank hat den Leitzins am Dienstag um weitere 15 Basispunkte, auf nun 2,85% gesenkt und damit erstmals seit 12 Monaten die Senkungsrate verlangsamt, von 20 auf 15 Basispunkte. Die meisten Finanzanalysten sehen unter den derzeitigen Umständen bei 2,5% das untere Ende der Zinssenkungen erreicht, gegen Ende des Jahres dürfte eine Gegenbewegung einsetzen, Ende 2015 wird der Leitzins bei 3,5-4% prognostiziert. Einige Experten glauben dagegen, dass durch die angekündigte 3. Energiepreissenkungsrunde die Inflation weiter gedrückt wird, was die MNB zum Anlass nehmen könnte, den Zinssatz auch unter die 2%-Marke zu senken.

Die Leitzinspolitik, der seit einem Jahr direkt mit der Regierung gekoppelten Nationalbank soll in erster Linie Kredite verbilligen und so für einen Aufschwung in der Klein- und Mittelwirtschaft sorgen, was durch ein
umfangreiches Kreditprogramm (bis zu 7% des BIP zu 0% an die Geschäftsbanken, die daraus Kredite zu maximal 2,5% Zinsen ausreichen dürfen) unterstützt wird. Allerdings bremsen andere Faktoren: die extrem hohe Verschuldung, die klientelorientierte öffentliche Auftrags- und Vergabepolitik von EU-Geldern, die unberechenbare Steuer- und Abgabenpolitik die Entfaltung der Milliarden, die die Nationalbank in den Markt pumpt.

 

Der Zentralbank kommt bei der Zinspolitik die derzeit rekordmäßig niedrige Inflationsrate entgegen (zuletzt 0,3%), die allerdings durch gesetzliche Energiepreissenkungen künstlich forciert und durch die Konsumeinschränkung der überschuldeten Haushalte zusätzlich verstärkt ist. Die reglementierten und rezessiven Effekte herausgerechnet, liegt die Teuerung bei Waren des täglichen Bedarfs weiterhin über 5%, die Mehrheit der Bevölkerung muss also trotz amtlicher Preisstabilität Reallohnverluste hinnehmen.

Die niedrige Zinsrate führt außerdem zum Abzug von Spareinlagen, dem der Staat durch die ausgabe zinslich attraktiver Staatsanleihen (z.B. 3 Jahre für 3,25% p.a.) entgegenwirkt, mit einigem Erfolg. Dennoch ist in Summe ein Anstieg der Kapitalabflüsse, sowohl institutioneller (Banken-Flucht) wie privater Anleger und Akteure zu vermerken. In der Folge gerät der im letzten Jahr nur moderat schwankende Forint wieder und weiter unter Druck, er hat wieder die Marke von 300 zum Euro durchbrochen.

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red.

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