THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 14 - 2014   GESELLSCHAFT 31.03.2014

 

Wählt Fidesz!

Keine halben Sachen: Die offizielle Wahlempfehlung des Pester Lloyd für Ungarn

Eine durch und durch korrupte Regierung, ein Skandal jagt den nächsten, jeden Tag eine weitere Machtanmaßung, überdeckt von frömmelnd-nationalistischer Propaganda, demokratische Kontrollinstanzen erobert, den Rechtsstaat gebeugt, die Verfassung zum Parteiprogramm vergewaltigt und ständig sind ausländische Verschwörungen gegen die nationale Einheit im Gange, deren Handlanger die ansonsten unfähige Opposition ist. Die Grund- und Bürgerrechte werden Schritt für Schritt eingeschränkt, praktisch und strukturell, die Leute fliehen das Land, wer bleibt, dem geht es - gehört er nicht zum Gewinnerviertel - schlechter als zuvor. Und doch: knapp 50% der Wählerstimmen für die Regierungspartei. Soweit die Nachrichten aus der Türkei.

Die Sache ist zu ernst für einen Aprilscherz. Wer lieber glauben will, weil ihm die Kraft fürs Denken, gar Kämpfen ausgegangen ist, wer andere über sein Schicksal entscheiden lässt, der muss eben nehmen, was kommt. Ein Volk, dem die Welt zu kompliziert geworden zu sein scheint, das von seinen Politikern immer weiter von der Mit- und Selbstbestimmung abgeschnitten worden ist, das sich im tägliche Überlebenskampf aufbrauchte, ohne dass es von der Stelle kam, so ein Volk wird irgendwann erschöpft in eine mentale Duldungsstarre verfallen. Ein solches Volk kann sich nur noch erlösen lassen, sich hingeben, es kann sich nicht mehr selbst befreien. 

Keine halben Sachen mehr! Einem Land, dem die Perspektiven und die Alternativen fehlen, weil die anscheinend nur in dem Bestehen, was man schon einmal hatte - und was nachweislich nicht funktionierte, so ein Land, so ein Volk braucht keine "Realpolitiker" mehr. Von dieser Realität haben wir genug. Das ist vielleicht beängstigend, aber verständlich.

Wen sollten wir Ungarn heute wählen? Die linke Opposition, dieses Bündnis aus zwei Ex-Premiers und einer Ex-Kader-Partei, die zusammen einen großen Anteil an dem Schlamassel repräsentieren, in dem wir seit Jahrzehnten sitzen und deren Wahlprogramm vor allem aus "Orbán ist schlecht für Ungarn" besteht? Eine grüne Splitterpartei, die uns zwar keine Jobs, dafür aber die Stasi-Akten und Biomüsli geben will? Die Jobbik, damit wir uns nicht nur verbal bespucken, sondern auch noch gegenseitig die Schädel einschlagen?

Nein. Wer Ungarn Gutes wünscht, muss Fidesz, genauer: Orbán wählen. Geben wir ihm weitere vier, wenn nötig acht oder 16 Jahre, um uns die versprochene "strahlende Zukunft" zu bieten. Sehen wir uns den "Aufschwung weit über dem Schnitt Europas" an, der uns täglich vorhergesagt wird. Geben wir ihnen weitere vier Jahre, damit sie ihr Werk der "Unabhängigkeit" vollenden bis die Vision von einem rot-weiß-grünen Paradies auf Erden Wirklichkeit geworden: eigenständig, patriotisch, fromm. Fleißig unser oder deren Feld bestellend, dabei Nationalweisen summend, Blumenkränze flechtend und für unsere geknechtenden Székler Brüder betend. In der Freizeit essen wir Pörkölt, brennen Pálinka und reiten total heterosexuell auf den Rücken unserer Pferde durch die unendlichen Weiten unserer Puszta.

 

Keine halben Sachen mehr: Hinwendung zu unseren neuen strategischen Partnern Russland, Türkei und Saudi Arabien, Austritt aus der EU (nach Überweisung der Fördergelder, versteht sich.)! Beten und Arbeiten, nannte Orbán das Credo, das für Ungarn gelte. Das ist doch mal ein Parteiprogramm! Wenn wir auf eigenen Beinen stehen können, wie Orbán sagt, dann sollten wir sie auch zum Laufen benutzen und nicht einfach nur so herumstehen. Denn: Beine hat uns zwei gegeben, Gott, der Herr, um fortzustreben. Um ein Stillstandsknecht zu sein, genügte uns ein einz´ges Bein, - wie der Dichter Heinrich Heine, der Sándor Petöfi Deutschlands schon so treffend sagte!

Welche Partei würden Sie am 6. April in Ungarn wählen?
  
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Offenbar sind wir Ungarn, die Polen, die Türken, alle Menschen dazu berufen, jedes Tal selbst zu durchschreiten: Mit dem Gesicht am Boden könnte man sich auch auf einer Bergspitze wähnen. Learning by doing ist allemal besser als graue, gar rote Theorie und rennen wir uns dabei auch zum xten Male den Schädel ein. Ziehen wir die Sache nun durch! Wählen wir Fidesz, trinken mit unserer Regierung der "nationalen Einheit" den Kelch bis zur Neige und warten auf das Osterwunder. Wer den Parolen von vor einhundert Jahren glaubt, der soll auch so leben dürfen wie vor einhundert Jahren! Hajrá magyarok, hajrá Magyarország! - Gott schütze Ungarn.

cs.sz.

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