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(c) Pester Lloyd / 12 - 2012 BUDAPEST 19.03.2012
Abhollager der Geschichte
Ein Besuch auf Flohmärkten in Budapest
Antike uned skurrile Möbelstücke, alte Schallplatten, Wehrmachtsuniformen, Orden und Parteiausweise aus der Kádárzeit, Kleidung und Ramsch aller Art. Flohmärkte sind wie Warenlager der Landesgeschichte, das Abhollager für Nostalgiker, Sammler und Gelegenheitsjäger. Wir haben uns auf den vier beliebtesten Märkten in Budapest umgesehen und durch das Angebot gewühlt: Bolhaplaota, Terézvárosi, Pecsa und Ecseri.
Bolhaplaota - Ein “Palast” für Trödel und Kunst
Der Bolhapalota, wörtlich Flohpalast, ist eine gewitzte Mischung aus Flohmarkt und Galerie. Gerade erst m Juli 2011 entstanden aus einer ungarisch-holländischen Kooperation weisen die Eigentümer ihren Erfolg mit bereits 11,85 Mio. Forint Umsatz, rund 40.000 Euro aus. Die Lage im Anker Köz, direkt am zental gelegenen Déak Ferenc tér, macht ihn auch für viele Touristen interessant.
In einem großen Raum werden in Regalen und Glasvitrinen vielerlei Krimskrams, Raritäten sowie Schmuckstücke, aber auch Kleidung von ungarischen Designern angeboten. Man findet die anderswo verbotenen Nazi-Orden, auch Wehrmachtshelme, die bedenkenlos neben Beatles-Platten platziert werden, Turtles-Figuren, aus Gabeln gefertigte Armreifen, Ches Tagebuch, alte Forintscheine und alte Ausgaben der Zeitung Népszabadság. Die Besitzer, Ádám Szabó und Judeus von Soest, sind für einen Plausch gerne zu haben und weisen auch auf Besonderheiten hin. So können Anbieter ganze Regalmeter oder nur ein paar Kleiderhake wochen- oder monatsweise anmieten und ihre Waren in Kommission verkaufen lassen. Der Palota ist einen Besuch wert obgleich er vergleichsweise überschaubar ist.
Bolhapalota, Anker Köz 2-4, 1061 Budapest Öffnungszeiten: Mo - Sa 11 – 19 www.bolhapalota.net
Terézvarosi - Jedes Zimmer eine andere kleine Welt
Der Terézvaroser Flohmarkt (Bolhapiac), nur 5 Gehminuten vom "Flohpalast" entfernt, an der Ecke Dessewffy utca / Bajcsy Zsilinszky utca liegt, ist besonders originell. Man betritt den Flohmarkt über ein italienisches Restaurant und geht dann in den ersten Stock eines Hundert Jahre alten Gebäudes. Dort ist nahezu die gesamte Etage von 50 Ausstellern in ca. 20 Räumen belegt. Jeder Raum hat ein anderes Flair – und andere Verkäufer. Von der alten Dame, die neben Messern und Haushaltswaren auch Pornos, Jägerliteratur und Fetisch-Bücher auf Deutsch verkauft, bis zu dem fast zu sehr zuvorkommenden älteren Herrn, bei dem man unter anderem Deutsch-Ungarische Wörterbücher oder Jacken kaufen kann. Der Eindruck ist hier ganz anders als beim Palota, manche Räume erinnern an das Zuhause eines Messies, andere sind wohlgeordnet.
Terézvárosi Bolhapiac , Dessewffy utca 2, 1066 Budapest Öffnungszeiten: Sa 11.00-17.00 http://hu-hu.facebook.com/terezvarosibolhapiac
Pecsa - Ein Riese im Stadtpark
Im Stadtpark kann man sich am Wochenende noch an eine weitere Flohmarkterfahrung wagen. Der dortige Pecsa-Wochenendsflohmarkt (Pecsa: Petöfi Csárnok) ist größer, chaotischer, unpersönlicher als die oben genannten, aber man findet hier natürlich auch so allerlei Krimskrams. In einem alten Freilufttheater gelegen, bietet der Pecsa viel Platz für Händler und Besucher. Die Nähe von Széchenyi-Bad, Heldenplatz, Stadtwäldchen, Zirkus und Zoo zwingt geradezu zu einem Familienausflug. Auch hier findet sich die übliche Mischung aus Klamotten, Büchern, CDs, Bildern, Schallplatten, Memorablia.
Pecsa, Zichy Mihály utca, 1146 Budapest Öffnungszeiten: Sa. und So. 8 - 14
Ecseri – Der Touristenmagnet
Der größte und bekannteste "Geheimtipp", ist der in der Budapester Peripherie gelegene Ecserimarkt. Er wird als größter seiner Art in Mitteleuropa angepriesen und macht an manchen Ecken den Eindruck als hätte das Frachtflugzeugs des einstigen Politbüros auf der Flucht seine Ladung verloren, an allen Ecken und Enden wird man an die Kádárzeit erinnert, manche behaupten ja, dazu braucht man sich heute gar nicht mehr aus dem Zentrum bewegen.
Ob sich zwischen all dem Ramsch noch wertvolle Dinge finden lassen, kann jeder, der etwas Zeit zum Stöbern mitbringt, selbst herausfinden. Vor allem die Wochenenden weisen eine hohe Händlerdichte auf. Neben den endlosen Fetischen des Gulaschkommunismus` finden sich auch Fotos, die Familiengeschichten andeuten, natürlich unvemeidlich, den Nazitrödel. Alte Möbel gibt es in Hülle und Fülle, früher konnte man hier - geschulter Blick vorausgesetzt - noch echte Schnäppchen machen, doch die Zeit ist längst vorbei, die Händler riechen die westlichen Einkäufer förmlich, was die Preise steigen lässt. Handeln ist natürlich erlaubt.
Am einfachsten kann der Ecseri mit den Buslinien 54/55 erreicht werden, die vom dem Boráros tér aus starten. Öffnungszeiten: Mo-Fr: 8-16, Sa: 8-15, So: 8-15 Használtcikk-piac (Ecseri bolhapiac) Nagykorösi út, 1194. Budapest http://www.ecseripiac-budapest.hu/kapcsolat.html
al, pk
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