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(c) Pester Lloyd / 18 - 2012     NACHRICHTEN 30.04.2012

 

In Deckung

Banken in Ungarn stabil aber geizig

Der Währungsrat der Nationalbank, der seit einigen Neubesetzungen einen Teil seiner Unabhängigkeit gegenüber der Orbán-Regierung eingebüßt hat, schätzt in seinem neuesten Lagebericht das ungarische Bankensystem als "stabil und schockresitent" ein, konstatiert jedoch gleichzeitig "eine weitere Verringerung der Fähigkeit wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen." Die Banken in Ungarn igeln sich regelrecht ein, aus Angst vor Forintabsturz und weiteren Kreditausfällen, vor allem aber aus Panik vor der Politik.

Gibt OTP-Chef Csányi (links) dem Premier die Richtung vor oder flieht er vor der Politik. Beide gelten als einander nahestehend, doch jeder muss eben auf sein “Kapital” achten...

In ihrem aktuellen Bericht bestätigen die Währungs- und Finanzstabilitätshüter die Einigelungstendenz der in Ungarn tätigen Banken, nach Lehman-Schock, Rezession, Bankensondersteuer und Forex-Zwangsumtausch, in dessen Folge vor allem die Banken in ausländischem Besitz Filialen schlossen, vor allem aber das Kreditgeschäft stark einschränkten, was nicht nur die Konsumenten- sondern auch die Unternehmenskredite betrifft.

Der Währungsrat sieht die Instabilität des Forint weiter als das größte Risiko, denn noch immer sind die Forex-Verpflichtungen der Banken, wegen der hohen Quote von Fremdwährungskrediten das Hauptrisiko der in Ungarn aktiven Banken. Bereits zuvor erklärte man, dass man die Quote der ausfallenden Kredite am Gesamtportfolio von derzeit 17% (sie liegt damit höher als noch 2009) in den nächsten Jahren nochmals auf 22% ansteigen sieht, was diesmal aber weniger mit dem Finanzmarktumfeld als viel mehr mit der sich dramatisch verschlechternden Einkommenssituation der Schuldner zusammenhängt.

Neben der privaten Überschuldung wird auch das Kreditportfolio von Unternehmen und Kommunen immer mehr zu einem Problem. Die Zahlen belegen zudem, dass das Forex-Umtauschmodell am Ziel, die Lage der Forex-Schuldner zu verbessern, vorbeigeschlittert ist und letztlich nur Besserverdienern und Immobilienmaklern half.
Hier mehr dazu.

Der Währungsrat sieht den Ball bei der Politik, die dafür sorgen soll, dass die "Profitabiliät des heimischen Bankensektors wiederhergestellt" werden müsse, um deren Engagement zu motivieren. Daher müsse die Bankensteuer reduziert (ist vorgesehen) und auf "Einmal-Gewinn-Schocks" wie die Forex-Ablöse zukünftig verzichtet werden. Auch solle die Regierung zusehen, umgehend zu einer IWF-Vereinbarung zu kommen, diese sei "entscheidend" dafür, dass die Kosten für Zinsen sowohl für den Staat als auch für die Bankkunden sinken könnten. Im Mai startet ein neues Programm, bei dem Schuldner ihre Forex-Kredite in Forintkredite umwandeln können. Dieses hat aber nicht so hohe Kosten wie das vorherigen.
Hier mehr.

Sehr skeptsich sehen die Banken naturgemäß die angekündigte Finanztransaktionssteuer, die in gewisser Weise die Bankensondersteuer ablösen soll. Geplant sind, wie gemeldet, 0,1% im wesentlichen auf alle (registrierbaren) Finanztransfers vom automatisierten Börsenhandel bis zur Rentenüberweisung für Oma Molnár. OTP-Chef Sándor Csányi äußerte auf der Hauptversammlung der größten ungarischen Bank am Freitag, dass er fürchte, dass durch diese Steuer die Schattenwirtschaft wieder zunimmt. Auch würden so die Wachsumtsaussichten gefährdet, eine Aussage, die jedoch jeder Logik entbehrt.

Csányi beschwerte sich auch über die neue Telekomsteuer, denn diese würde das "Telefonverhalten der Kunden gegenüber der Bank" verändern. Sprich, er hat Angst, dass sie weniger per Online- und Telebanking ausführen, in die Filialen rennen und damit seine Planungen für die Personalkosten durckreuzen. Csányi rechnete vor, dass die Sonderbelastungen der Banken in Ungarn in den letzten zwei Jahren 30mal so hoch lagen wie in Deutschland und 40 mal so hoch wie in Frankreich. Selbst gegenüber Ländern, die auch eine Bankensondersteuer eingeführt haben, lag sie noch 17mal höher.

So sehr es zu begrüßen sein mag, dass die Banken zumindest in Ungarn wieder “Angst” vor der Politik zu haben scheinen, - die Realwirtschaft hat mangels Alternativen nicht viel davon, im Gegenteil, sogar gut gehenden Unternehmen unter einer bestimmten Größe fehlt fast jede Möglichkeit zu vernünftigen Bedingungen an Invesitionskapital zu kommen. Die Regierung hatte kürzlich angekündigt, im großen Stile an Stelle der Geschäftsbanken ins Kreditgeschäft einsteigen zu wollen. Doch wann in diesem Projekt die ersten Gelder fließen werden und vor allem wohin diese fließen, ist noch gänzlich unklar. Hier mehr zum Thema direkter Kreditvergabe durch den Staat an KMU sowie hier im Abschnitt “Luft und Heimatliebe” über das neue Projekt einer “Staatsbank”.

In den letzten Monaten haben die Mutterbanken der ausländischen Bankentöchter in Ungarn 1,2 Milliarden Euro an Kapital nachgeschossen, was deren Lage verbessert hat, aber nichts an der "Kreditklemme" ändert. Insgesamt habe sich die externe Finanzierung der in Ungarn tätigen Banken seit Juni 2010 immer stärker verringert, in den letzten anderthalb Jahren haben die Banken so rund 12 Milliarden Euro weniger nach Ungarn geführt als zuvor (wegen des Zusammenbruchs des Forex-Kreditmarktes).

In diesem Jahr bräuchten ungarische Banken nur noch zusätzliches Kapital im Gegenwert von 27 Mrd. Forint, im nächsten von 83 Mrd. Forint um die EU- bzw. EZB-Vorgaben zu erfüllen, worin man seitens der MNB aber kein Problem sieht.

cssz.

 

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