Hauptmenü

 

Ost-West-Drehscheibe
Pester Lloyd Stellenmarkt
Stellenangebote aus Ungarn, Deutschland, Schweiz, Tschechien, Österreich und Slowakei. Annoncen ab 35.- EUR/Monat.

 

 

(c) Pester Lloyd / 02 - 2013   WIRTSCHAFT 11.01.2013

 

Neues von der Zahlenfee

Die Märkte schicken den Forint weiter in den Keller

Wieder einmal haben Äußerungen des ungarischen Nationalwirtschaftsministers Matolcsy, der als wahrscheinlicher Nachfolger von Zentralbankchef Simor ab März zu gelten hat, den Forint auf Talfahrt geschickt. Nachdem sich die Währung von ihrem vorweihnachtlichen Schock aus gleichem Grunde von 280 auf rund 290 Forint immerhin halbwegs stabilisert hatte, schafften es die jüngsten Verbalergüsse, die ungarische Währung binnen Stunden auf über 297 zum Euro zu treiben, momentan (15:30 Uhr) steht er bei 296,8.

Die Krise ist vorbei und die in der EU können nicht rechnen. Nur zwei von vielen, vielen lustigen und ein wenig auch beängstigenden Sagern unseres Nationalwirtschaftsministers, der Zahlenfee Matolcsy.
Mehr davon gibts
hier.

Was war geschehen: zu den allgemeinen Befürchtungen, die durch die externen, vom Fidesz entsandten Mitglieder des Währungsrates ohnehin schon eingeschränkte Unabhängigkeit der Ungarischen Nationalbank, MNB, könnte durch Matolcsy an der Spitze endgültig zur "Regierungszweigestellte" werden und den Ahnungen, der Minister wird seine "Kompetenz", die schon die ungarische Wirtschaft von jedem Aufschwung abhält, dann auch in der Geldpolitik austoben, gesellen sich Äußerungen in der jüngsten "Kolumne" von "Matman" in der regierungstreuen Wochen-Postille “Heti Válasz”.

Forintentwicklung der letzten 6 Monate... bis heute 15:47 Uhr

Darin schwadronierte er, der glaubt, dass Ungarn schon bald wieder zum “Tiger” der Region werden wird, nicht nur davon, dass die MNB Teil des "unorthodoxen Instrumentariums" der Wirtschaftspolitik werden soll (u.a. durch Aufkauf von Staatsanleihen mit Hilfe von Währungsreserven, direkten Einstieg in die Mittelstandsfinanzierung etc.), sondern, dass auch die ganze Inflationsvermeidung seitens der MNB-Zinspolitik in den letzten Jahren ein volkswirtschaftlicher Unsinn gewesen seien. Wozu den Forint stark und die Preise stabil halten, etwas Inflation könne der Wirtschaft ganz gut tun, so, sinngemäß, der Minister.

 

Die Märkte folgten seinem Geheiße schnell und dabei ist er noch nichtmal Zentralbankchef. Was soll erst werden, wenn er die Position angetreten hat? Doch eben auch die Aufschläge für Staatsanleihen folgen automatisch, d.h. sie zogen sogleich um 10-35 Basispunkte an, was die Sache dann doch unmittelbar teuer macht und den gerade erfreulichen, wenn auch eher zufälligen Abwärtstrend bei den Anleihezinsen erstmal beendet. Der fördernde bzw. dämpfende Effekt von Inflation auf Exportfähigkeit bzw. öffentliche Schulden ist zwar - teilweise - richtig, allerdings sollte man im Falle Ungarns nicht übersehen, dass 2-3 Mio. Menschen Kredite auf Fremdwährungsbasis halten, deren Ratenhöhe direkt mit der Stärke bzw. Schwäche des Forint zusammenhängen.

Zehn Forint mehr für den Schweizer Franken bedeuten für einen Hypothekenkredit eines durchschnittlichen Einfamlienhauses (in Ungarn kein Luxus sondern aufgrund niedriger Renten eine altersabsichernde Notwendigkeit) einen Ratenaufschlag von ca. 30.000 Forint, also knapp 100 Euro und entscheiden in nicht wenigen Fällen über Zahlungsfähigkeit oder Privatbankrott mit allen Folgen bis zur Zwangsversteigerung und -räumung.

Matolcsys Staatssekretär, Gyula Pleschinger, machte auch klar, wem die Fürsorge der Regierenden gehört. Am Freitagnachmittag schob dieser gegenüber Reuters nach, dass Ungarn kein “festes Wechselkursziel im Auge” habe. “Manche, wie Exporteure von Waren, sind mit einem schwachen Forint glücklich, andere, wie die Schuldner von Forex-Krediten, unglücklich, weil die Kreditraten teurer werden...” - So, what...

cs.sz.

Mehr zu György "Matman" Matolcsy und seine einzigartigen Auftritte in "Der kleine Tiger mit dem roten Punkt". http://www.pesterlloyd.net/html/1247matmantiger.html

Mehr zum jüngsten Forintverfall in: Ende der Schonfrist - Märkte schicken Forint in den Keller
http://www.pesterlloyd.net/html/1251forintkeller.html

Mehr zum Ringen in der MNB um die richtige Geldpolitik: "Simples Weltbild" - Chef der Zentralbank in Ungarn kritisiert Zinssenkung
http://www.pesterlloyd.net/html/1239zentralbankzinssenkung.html

Kreativ-riskante Planspiele: Ungarn überlegt wieder Schulden durch Anzapfen der Devisenreserven zu zahlen http://www.pesterlloyd.net/html/1248devisenreservenplanspiel.html

 

Möchten Sie den Pester Lloyd unterstützen?