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(c) Pester Lloyd / 23 - 2013   NACHRICHTEN 08.06.2013

 

Hochwasser in Ungarn: Newsticker

Die Entwicklungen bis Freitag, 7. Juni

Der Ticker ist beendet. Weitere Entwicklungen, Schadensbilanzen etc. erfolgen in der regulären Berichterstattung.

+ + + Freitag, 14. Juni, 12:30 Uhr:

Katastrophenalarm verlängert, Flutspitze in Südungarn, Präsident kritisiert EU

Am Donnerstag erreichte die Scheitelwelle des Donauhochwassers Mohács und damit die der letzte größere Stadt auf ungarischem Territorium, entsprechend wurden Militär und andere Hilfskräfte in den Süden verlegt. In Budapest und nördlich davon bleiben nach wie vor über 1.000 Menschen evakuiert, nur rund 200 konnten in ihre überfluteten Häuser zurückkehren und mit den Aufräumarbeiten beginnen.

 

Der Innenminister hat das Parlament um eine Verlängerung des Katastrophenzustandes für die betroffenen Gebiete bis 19. Juni gebeten. Verteidigungsminister Hende und Premier Orbán hielten einen Dank-Appell für Reservisten auf einem Militärstützpunkt ab. Präsident János Áder nannte die Reaktion der EU-Katastrophenhilfe "ineffektive und nicht ausreichend". Die EU habe keine sofort einsetzbaren Hilfsmittel, der Solidaritätsfonds sei nicht groß genug, der Zugriff darauf dauere zu lange und sei zu beschränkt. Man stelle sich die Frage, wieso man den Flutopfern nicht genauso helfe wie "notleidenden" Banken, denen man 1.600 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt habe. Áder schlug vor, einen größeren Anteil der regionalen Entwicklungsfonds für Hochwasserprävention zu öffnen.

Eine Presseschau über die politischen Aspekte des Hochwassers und der Omnipräsenz Orbáns finden Sie
hier.

Eine Impression aus Bátá in Südungarn am Freitagmorgen

Orbán bedankt sich bei Reservisten und Soldaten für ihren heldenhaften Einsatz

Budapest am Donnerstag, fünf Tage nach Durchziehen der Scheitelwelle.

 

+ + + Mittwoch, 12. Juni, 9:30 Uhr:

Der Leiter des Katastrophenamtes OKF, György Bakondi, wurde von Premier Orbán zum Regierungskommissar für den Wiederaufbau ernannt. Das kündigte der Regierungschef am Mittwochmorgen in Győrújfalu an. "Seit heute ist gewiss, dass wir gewinnen werden", sagte Orbán angesichts der deutlich gesunken Pegel. Lediglich "um Baja ist noch ein Kampf" auszufechten. Am Samstagmorgen wird die Scheitelwelle des Hochwassers dann "Ungarn verlassen haben". Man kann dann aufatmen.

+ + + Dienstag, 11. Juni, 12:30 Uhr:

Die Regierungsbehörden beginnen ab Dienstag mit der Aufnahme der Hochwasserschäden und der Erstellung eines Planes für die Aufräumarbeiten, sobald die Wassermassen zurückgegangen sind. Premier Orbán sagte bei seiner täglichen Pressekonferenz, diesmal aus dem südlich von Budapest gelegenen Dorf Tököl, dass dem Land noch "zwei harte Tage" bevorstehen. Mittlerweile hat sich der Pegel in Budapest knapp unter 850 cm (Dienstag, 12 Uhr) eingefunden, 40 cm unter dem Höchsstand, aber noch rund 2 Meter über dem Niveau der unteren Uferstraßen. OB Tarlós kündigte an, dass erst in rund einer Woche wieder mit normalen Verkehrsbedingungen für Individual- und Öffentlichen Verkehr gerechnet werden kann.

Problematische Rekord-Pegelstände mit Überflutungen von Wohngegenden gibt es bereits in Dunaújvaros und werden auch für Baja und Mohács (Donnerstag) erwartet. Entsprechend wurden die Hilfskräfte in die nun gefährdeten Gebiete entsandt und nochmal verstärkt, mit dabei 1.200 Soldaten mit Hubschraubern, die zwischen Dunaföldvar und Mohács eingestzt werden. Auch habe man Serbien 1.000 Soldaten zur Unterstützung angeboten, um in der Vojvodina, wo viele ethnische Ungarn leben, mitzuhelfen.

Am Tag 7 des Hochwassers hat das Staatssekretariat für Tourismus auch ausführlichere Infos für Reisende und Touristen in Budapest und Umgebung publiziert. Einige Auszüge der Aussendung für unsere Leser, die das meiste davon jedoch bereits zeitnah durch uns erfuhren:

Wichtige Links:

Aktuelle, Amtliche Wasserstände in Ungarn
Amtliche Pegelprognosen des Wasseramtes
Offizielle Wettervorhersagen
Infos über gesperrte Straßen
Infos der Budapester Verkehrsbetriebe
Live-Webcams aus Budapest

Wichtige Telefonnummern:

Hotline für Hochwasseropfer: 06 80205-500 (kostenlos, landesweit)
- Bitte nur Geschädigte!

Infos zu abgeschleppten Autos aus Hochwasserzonen: 107

Koordination für die Hochwasserhilfe (Freiwillige):
Budapest: 06 20 250-38-91, 06 20 250-34-92
Komitat Győr-Moson-Sopron: 06 96 529-539
Komitat Komárom-Esztergom: 06 34 512-079
Komitat Pest: 06 1 469-44-54
Komitat Fejér: 06 20 234-39-39
Komitat Tolna: 06 74 510-490

Spendenhotline (250 HUF, ca. 80 Cent, je Anruf oder SMS), ungarnweit: 1357

- durch die Sperrung der Uferstraßen wird die Pester Seite für die Querung der Stadt von Nord nach Süd empfohlen, da auf der Budaer Seite die Straßen zwischen der Kettenbrücke und der Margaretenbrücke, die Fő utca, der Bem rakpart und Teile der Árpád fejedelem útja gesperrt und nur für Behördenfahrzeuge und öffentliche Busse befahrbar sind
- die Buslinien 11, 39 und 111 haben ihre Endstation nun am Széll Kálmán tér (früher Moszkva tér), anstatt, wie sonst am Batthyány tér
- die HÉV-Endstation der Linie H5 ist vom Batthyány tér zur Station Margit híd verlegt, die Metro 2 (rote Linie) hält nicht am Batthyány tér, zwischen Széll Kálmán tér – Batthyány tér – Fő utca – Clark Ádám gibt es einen Erstazbus
- bis Mittwoch wurde an der Jagelló út ein P+R Parkplatz eingerichtet, wo man für 350 Forint / Tag, ca. 1,20 EUR das Auto abstellen und auf die Öffis umsteigen kann.
- alle freiwilligen Helfer mit gelbem, amtlichen Helferarmband haben auf allen BKK-Linien freie Fahrt
- das Vasarely Museum (unweit der Árpád Brücke) bleibt bis auf weiteres geschlossen, ebenfalls vorerst geschlossen sind die Bäder: Király, Lukács, Dagály, Palatinus Lido, auch alle Bootstouren auf der Donau bleiben untersagt.
- die Margareteninsel ist gesperrt, die nächste Veranstaltung wird das Musical Spartakus am 28.6. sein
- geschlossen sind die Hotels am Római part: Holiday Beach Budapest, Alfa Art Hotel, Budapest Lido
Weitere Informationen für Touristen (in engl. Sprache) gibt es hier:
www.budapestinfo.hu
www.bkk.hu/arviz

Die Donau bei Dunaújváros am Dienstagvormittag.

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+ + + Montag, 10. Juni, 9:50 Uhr:

Budapest hat das Schlimmste wohl überstanden, die Situation bleibt noch 2-3 Tage sehr angespannt, doch eine Katastrophe wie in Magdeburg blieb aus, die Scheitelwelle zog in der Nacht durch die Stadt, n den Vororten ist die Lage immer noch sehr kritisch, dort sind tausende Einwohner noch Tage evakuiert, tausende Wohnungen und Häuser unbewohnbar, Äcker verdorben, das gleiche Bild auf beiden Seiten der Donau von Rajka, über Györ, Esztergom bis zum Donauknie. Für Schadensbilanzen ist es noch zu früh.

Der Pegelstand betrug gestern 891 cm, 31 cm über dem bisherigen Rekord, um 9 Uhr am Montag war man bei 887 cm. Orbán wies die "Hauptkräfte" des Hochwasserschutzes nun an, sich um die Ortschaften südlich der Hauptstadt zu kümmern.

Auf seiner täglichen Pressekonferenz sagte Premier Viktor Orbán am Montagmorgen in Budapest, dass die Hauptverteidigunsanlagen der Hauptstadt stabil seien, auch wenn die Kanalisation Probleme bereite, wo immer wieder Wasser in die Straßen fließt. Die Scheitelwelle der Donau befindet sich bereits südlich von Budapest. Vor allem Baja, bei Szekszárd, gilt wegen der Topografie als besonders gefährdet, dort wird der Scheitel am Donnerstag erwartet, leider sind für die kommenden Tage dort auch starke Regenstürme vorhergesagt.

In den geräumten Gebieten um Györ, können die Menschen ab Dienstag allmählich wieder in ihre Wohnungen zurückkehren, ab dem Donauknie südwärts kann es noch bis zum Ende der Woche dauern, vor allem in Nagymaros, Dunabogdány und Szigetmonostor halten sich die Wassermassen hartnäckig. OB Tarlós bat die Budapester inständig, nicht das Auto zu benutzen, sondern auf die Öffis umzusteigen, um den Hilfskräften freie Straßen zu gewähren, zumal etliche Plätze und Straßen ohnehin gesperrt sind.

Trotz der Omnipräsenz des Regierungschefs in Gummistiefeln und dem massiven Einsatz von Militär und anderen Rettungs- und Hilfsbehörden, wird Kritik aus der Bevölkerung laut: das öffentlich-rechtliche Fernsehen zeigt fast nur professionelle Einsatzkräfte und Orbán beim Krisenmanagement, dabei werde die Hauptlast von den Anwohnern und Freiwilligen getragen, die sich meist selbst organisieren. Auch bestünden Informationsdefizite, wo und wie materielle Hilfen für Flutopfer beantragt werden können.

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+ + + Sonntag, 9. Juni, 21:40 Uhr:

Die Polizei hat nun auch die Straßen an der Budaer Seite der Margaretenbrücke sowie den kompletten Bem rakpart, Bem tér (Foto), Teile der Fő utca und der Árpád fejedelem útja gesperrt. Auch das Außenministerium liegt in der Sperrzone. Der Wasserpegel ist um 21 Uhr gegenüber 20 Uhr gleich geblieben, weiterhin sickert an vielen Stellen Wasser durch die Kanalisation in die Straßen.

Zwischen Szetendre und Budapest müssen immer wieder ganze Wohnsiedlungen evakuiert werden, weil Dämme lecken oder brechen, zuletzt wurden 160 Menschen aus Szigetmonostor weggebracht. Mittlerweile sind neben Armee, Wasserwerken, Polizei, Feuerwehr, Ein-Forint-Jobbern (Közmunkás), Häftlingen, Freiwilligen, Oppositions- und Regierungspolitikern, darunter auch uniformierte Nazi-”Gardisten”auch 250 Mann der Antiterroreinheit TÉK in der Wasserschlacht im Einsatz. Auch südlich von Budapest sind bereits tausende Menschen mit der Uferbefestigung befasst.

 

+ + + Sonntag, 9. Juni, 20:20 Uhr:

Die kritischsten Stunden in der ungarischen Hauptstadt beginnen: Wasserstand der Donau in Budapest um 20 Uhr bei 891 cm, 31 cm über 2006, der Höchststand wird in wenigen Stunden bei ca. 895 cm erwartet. Aus der Kanalisation dringendes Wasser überflutet immer mehr Straßen und Plätze der Hauptstadt, Keller und Hauseingänge laufen voll, der Verkehr in Ufernähe, auch der öffentliche, ruht weitgehend. Sorgen machen mögliche Regenfälle am Montag bis Mittwoch.

Unweit der Kettenbrücke auf der Budaer Seite. Der Ortsteil Víziváros, Wasserstadt, macht seinem Namen ein wenig zu viel der Ehre...

Auch hier hatte der Fotograf der amtlichen Agentur MTI ein gutes Auge, die Bikini-Werbeträgerin ist in ihrem Element...

Die Lage in den ländlichen Gebieten zwischen Komárom und Budapest sowie in Györ und Esztergom ist unverändert von hohen Wasserständen und Überflutungen in vielen Wohngegenden gekennzeichnet. Nördlich von Esztergom fangen die Pegel langsam an zu fallen. Rund 2.000 Menschen wurden bisher evakuiert, davon ca. 250 auch in Budapest, ca. 20.000 Hilfskräfte sind entlang der ca. 170 km im Einsatz, insgesamt sind rund 80 Straßen gesperrt, davon 10 Hauptstraßen. (Infos hier http://internet.kozut.hu/utinform/Lapok/kezdolap.aspx). Auch südlich von Budapest bereitet das Hochwasser Probleme, soeben musste die Donaubrücke in Baja (bei Szekszárd) gesperrt werden.

Während das Hochwasser in der Hauptstadt für die meisten nur ein Ärgernis ist, ist es für viele in der Provinz existenzbedrohend. Hier ein aktuelles Bild aus Nagymaros.

Die Regierung teilt außerdem mit: Viktor Orbán traf am frühen Sonntagabend auf der Margareteninsel ein, um die dortigen Rettungsarbeiten zu leiten (Foto von ebenda). Am Montag will er von dort eine Pressekonferenz abhalten.

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+ + + Sonntag, 9. Juni, 10.20 Uhr: Die Morgenlage. Bereits am Sonntagmorgen um 9 Uhr erreichte die Donau in Budapest den für Sonntagabend bzw. Montagmorgen amtlich berechneten Höchstwert von 885 cm. Die Prognose wurde nun auf 895 cm +/- 8cm angehoben, der Höhepunkt wird zwischen 18 und 24 Uhr erwartet. Die Steiggeschwindigkeit hat sich von 2-3 cm/Stunde in den letzten Tagen auf 0,05 bis 1cm/Stunde heute morgen verringert.

 

Esztergom, vorn die Sintflut, hinten die Kathedrale....

Auf einigen flussnahen Plätzen, auch hinter den Hochwasserbarrieren in Budapest, steht das Wasser kniehoch. In den Gebieten nördlich von Esztergom sinkt der Pegelstand der Donau, die Scheitelwelle befindet sich derzeit in der Region um das Donauknie, Visegrád und damit unmittelbar vor den Toren Budapests.

Premier Orbán hat auf seiner täglichen Pressekonferenz, diesmal aus Esztergom, mitgeteilt, dass man wohl erst in rund einer Woche mit Wasserständen unter Uferstraßenniveau in Budapest rechnen kann und nun die kritischsten zwei Tage anbrechen, da die Scheitelwelle jetzt das Gebiet mit der meisten Bevölkerung erreiche. Während vor allem in den dörflichen Gebieten massenhafte Evakuierungen vorgenommen werden mussten, kamen die Städte bisher noch relativ (!) glimpflich davon. Dennoch sind die Schäden verheerend, ganze Regionen links und rechts der Donau sind überflutet, einschl. Häusern, Feldern, Straßen.

 

Premier Orbán am Sonntagmorgen bei seiner Pressekonferenz in Esztergom. “Die Stadt ist gerettet!” - Das war ihm hier besonders wichtig, denn Esztergom ist seit Jahren ein Symbol für Amtsmissbrauch, Korruption und Demokratieblockade seitens des Fidesz.

Meinung: Das Schlimmste ist noch nicht vorbei, doch lässt sich bereits einschätzen, dass das Krisenmanagement deutlich besser funktioniert hat als bei bisherigen Anlässen und sich der Totalausfall des 15. März nicht wiederholt. Es wurden frühzeitig alle erdenklichen Ressourcen aktiviert und eindringlich gewarnt, vor allem dem Schutz von Leib und Leben gab man entsprechenden Vorrang. Ungarn hat eine lange Fluterfahrung, hier gibt es viele routinierte, automatisierte Abläufe. Orbán, ein geradezu pathologischer Selbstdarsteller, lässt das natürlich als seinen ureigenen Verdienst bzw. den seiner Administration feiern und sich entlang der Strecke entsprechend huldigen, natürlich wird er politisches Kapital daraus schlagen, welcher Poltiker würde das nicht, Orbán ist aber - wie in vielen Bereichen - auch darin gründlicher, radikaler und hemmungsloser als andere.

Zwar dürfte die hyperaktive Dauerpräsenz des Premiers, samt Verteidigungsminister, Oberbürgermeister und Katastrophenamtslieter an fast jedem Deich keinen fachlichen Mehrwert erbracht haben und eine Spendentour dieser Truppe weitaus nützlicher als ihr ständiges Händeschütteln und Posen an den Deichen gewesen wäre, aber immerhin konnte der Premier durch sein Auftreten sonst eher gemütliche (lies wahlweise: faule, unverschämte, gleichgültige, verpennte) Beamte und Behörden auf Trab halten. Dass das Krisenmanagement möglicherweise aus schierer Angst vor dem Chef funktionierte, ist zwar unprofessionell, aber letztlich unwichtig, so lange es funktioniert. Was hier ein Segen, ist da ein Fluch. Dass auch ein Land in "Friedenszeiten" so funktioniert, ist auf Dauer ausgeschlossen. Eine Demokratie ist eben keine Katastrophe. Aber Orbán glaubt genau das und bekämpft, was er eigentlich retten soll. Wie gesagt: das Schlimmste ist noch nicht vorbei...

cs.sz.

Abgesoffen: in Tahitótfalu hat es ein ganzes Dorf erwischt

Dunabogdány

Unweit der Margaretenbrücke in Budapest.

Polit-Posing im Angesicht der Katastrophe, Budapests OB Tarlós gibt den Deichgraf... Muss das sein?

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Luftbild vom Parlament in Budapest vom Freitag. Weitere Fotos siehe unten.

8. Juni 21:20 Uhr: Die Abendlage. Wie erwartet, verschärft sich die Hochwasserlage in Ungarn von der slowakischen Grenze bis Budapest von Stunde zu Stunde. Während südlich von Györ die Pegel immer noch stetig steigen, erreichte der Fluß in Györ am Samstagabend seinen Spitzenwert und hat sich seitdem ganz leicht gesenkt. Die Menschen kämpfen aber an der gesamten Strecke weiter mit fragilen Deichen, hochdrückendem Grundwasser, undichten Dämmen. Ins Donauknie bei Visegrád wurden weitere 1.100 Soldaten beordert, derzeit sind 5.700 Mann an 20 Orten im Einsatz, die Evakuierungen gehen in die Tausende.

Zum ersten Male stehen auch innerstädtische Bereiche in der Hauptstadt unter Wasser, am Bem tér, dem Batthyány ter und Margit körút sowie Bereiche um die Margit híd drückt Wasser durch die Kanalisation und flutet Straßen und Plätze, Häuser laufen voll, mehrere Plätze wurden gesperrt, die Feuerwehr versucht, das Wasser abzupumpen, was an einigen Stellen aussichtslos ist. Um 21 Uhr stand die Donau in Budapest bei 871cm, das Wasseramt hat nun bereits für Sonntagabend den Höchsstand vorhergesagt, mutmaßlich 885 cm +/- 10cm.

Fotos vom frühen Samstagabend: Hier der Batthyány tér in Budapest.

 

Der Bem tér (Platz), auch hier strömt das Wasser aus der Kanalisation

Aquaplaning auch am Margit körút, einer der Hauptverkehrsadern auf der Budaer Seite

Das Wasser steht mittlerweile auch in Hauseingängen der Innenstadt, das gab es 2002/2006 nicht in dem Ausmaß

Wohnparks an der nördlichen Stadtgrenze von Budapest, Római part

Ebenda in Nahaufnahme

Hier sieht man, dass die behelfsmäßigen Deiche bzw. Aufbauten immer undichter werden.

Am Donauknie

Abpumpversuche der Wasserwerke am Bem tér in Budapest.

 

+ + + Samstag, 8. Juni, 15:20 Uhr:

Um 15 Uhr durchbrach die Donau in Budapest die bisherige Rekordmarke und liegt nun bei 863 cm. Bisher wurden bereits über 1.000 Menschen evakuiert, über 6 Mio. Sandsäcke verbaut.

+ + + Samstag, 8. Juni, 10:20 Uhr: Die Donau in Budapest erreichte um 10 Uhr einen Pegelstand von 852 cm, nur 8 cm unter dem bisherigen Rekordstand. Ab rund 9,10 m wird es auch für die Innenstadt kritisch, Experten hoffen, dass man knapp unter 9 Meter bleibt, die Prognose für Montagmittag: 895cm.

+ + + Samstag, 8. Juni, 9:30 Uhr. Die Morgenlage: Die Donau in Budapest erreichte um 9 Uhr einen Pegelstand von 850 cm, nur 10 cm unter dem bisherigen Rekordstand.

Premierminister Orbán, der ständig an den kritischsten Abschnitten von Györ über Esztergom bis Budapest unterwegs ist, erklärte auf einer Pressekonferenz am Samstagmorgen, dass "nun der harte Teil" kommt. Um das geringste Risiko für Gesundheit und Leben einzugehen, werden fortlaufend Evakuierungen vorgenommen, mittlerweile sind einige Hundert Menschen in Notquartieren untergekommen, man habe aber Kapazitäten für mehrere Zehntausend Menschen eingerichtet, so der Ministerpräsident.

Omnipräsent: Premier Orbán will Stärke ausstrahlen, hier an einem der fragilen Dämme bei Györújfalu. Immer in seinem Schlepptau: Katastrophenschutzchef Bakondi und Verteidigungsminister Hende und natürlich Fotografen. Bleibt zu hoffen, dass die Dauerpräsenz des Regierungschefs den Menschen in ihren konkreten Notlagen hilft und nicht nur seiner Partei in den Umfragen (obwohl die ohnehin traumhaft sind)... red.

Positiv sei, dass sich die Hochwasser diesmal auf die Donau (und ein paar Zubringer, wie Rába und Marcal) beschränken, man daher alle Kräfte auf den Hauptstrom richten kann. In Nagybajcs überstieg die Donau mit 907 cm den bisherigen Rekord um 35 Zentimeter, in Komárom wurde in der Nacht eine Scheitelwelle von 840 cm gemessen, in Györ stehen weite Teile der Stadt unter Wasser, in Esztergom kämpft man undichten Dämmen, in Szentendre mit 746 cm der 2002er Rekord eingestellt, die Donau-Siedlungen ab Leányfalu bis zur Budapester Stadtgrenze bei Budakalász sind teilweise evakuiert, hier drückt auch das Grundwasser in die Häuser.

Der höchste Wasserstand für Budapest wird nun am Montagmorgen erwartet, mindestens 885 cm und damit 25 cm mehr als 2002/2006. Allerdings war der Stand am Samstagmorgen bereits schon so, dass bei einer weiteren Steiggeschwindigkeit von 2-3 cm pro Stunde die bisherigen Prognosen überboten würden. Das Wasseramt geht jedoch von langsamer steigenden Pegeln aus.

Derzeit arbeiten rund 4.600 Soldaten sowie 600 Mann von technischen Truppen an der Donau, meldet Stabschef Tibor Benkö, zusätzlich haben rund 1000 freiweillige Reservisten angeheuert, die Honvéd könne zusätzlich bis zu 5.000 Soldaten herankommandieren, falls das die Lage nötig macht.

In einigen Gebieten mussten Menschen mit Rettungsbooten aus ihren überfluteten Häusern gerettet werden, die meisten verlassen ihre Häuser erst im allerletzten Moment, viele wollen trotz eindringenden Wasser gar nicht gehen. An vielen Stellen lecken die Dämme, auch kommt es durch die zusätzlich aufgebrachten Sandsäcke und Erdmassen zu so großem Druck, dass manche Dämme ganz zusammenbrechen. Auch Stromabschaltungen nehmen entlang der Donau zu.

Die Entwicklungen bis Freitag, 7. Juni

Entlang der Donau am Samstagmorgen
Komárom, Grenzbrücke zwischen Ungarn und der Slowakei (Komarnó)

In Györ sind manche Häuser bis zum Dachstuhl überschwemmt.

Viele Menschen warten in Notquartieren auf Entwarnung. Die wird aber noch ein paar Tage auf sich warten lassen. Hier in Györ, vor allem der Vorort Györújfalu ist praktisch komplett abgesoffen.

Kritisch ist die Lage kurz hinter Györ, das Militär bringt massenhaft Sandsäcke, um undichte Deiche abzudichten

Etliche Straßen mussten gesperrt werden, hier unmittelbar beim Ortsausgang Esztergom Richtung Budapest.

Die Auen bei Esztergom wirken wie ein Naturschutzgebiet. Die Menschen haben wenig Freude daran, hier beheimatete Tiere schon.

Dass die Menschen noch mit ganz anderen Wasserständen rechnen, zeigt diese Aufnahme bei Leányfalu.

Sorgenvolle Blicke in Szentendre, noch halten die mobilen Dämme dem Druck Stand, doch der Höhepunkt war am Freitag hier noch nicht erreicht.

An der Papsziget bei Szentendre wurden Bewohner mit Luftkissenbooten versorgt oder evakuiert.

Deichaufbauten auf der Margareteninsel in Budapest.

Der Eingang zur S-Bahn (HÉV) wird mit Sandsäcken geschützt. Sollte die Brühe kommen, will man so ein Vollaufen der Tunnel verhindern. Die Metro ist hier am Batthyány tér aus Sicherheitsgründen schon gesperrt.

Der omnipräsente Premier Orbán, hier teilt er das Mahl mit den Hilfskräften in Komárom. Er hat sich vorgenommen, die Scheitelwelle von der slowakischen Grenze bis nach Budapest persönlich zu begleiten.

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Pegelprognosen für die Donau von Komárom (slowak. Grenze) bis Mohács (rum. Grenze). Für Budapest werden am Montag 886 cm +/-21 angegeben, möglicherweise wird aber erst Dienstag die Spitze erreicht sein

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Die Entwicklungen bis Freitag, 7. Juni (viele Fotos, Links, Info zum Erdbeben etc.)

Aktuelle, Amtliche Wasserstände in Ungarn
Amtliche Pegelprognosen des Wasseramtes
Offizielle Wettervorhersagen
Infos über gesperrte Straßen
Infos der Budapester Verkehrsbetriebe
Live-Webcams aus Budapest

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red.

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