Hauptmenü

 

Kleinanzeigen für
Ungarn und Osteuropa
Stellenanmarkt
Immobilienmarkt
Geschäftskontakte
Privatanzeigen
Anzeigen ab 35.- / Monat

 

(c) Pester Lloyd / 34 - 2012   BUDAPEST 20.08.2012

 

Aktuelle Wirtschaftsnachrichten aus Ungarn

Schwacher Euro bringt Entspannung bei Staatsschulden - Orbán-Stiftung bekommt Steuerbefreiung für Fußballakademie - Wird Daimler Produktion in Ungarn bald verdoppeln? - "Melonenkommissar" macht Großrazzia auf Großmarkt - Regierung kündigt Pendlerzuschüsse mit vielen Wenn´s und Aber´s an - OTP-Bank überrascht wieder mit hohem Gewinn - Auslastung ungarischer Hotels bleibt schwach

"Melonenkommissar" Budai macht Großrazzia auf Großmarkt und beschlagnahmt
60 Tonnen “gefälschtes” Obst und Gemüse. Meldung weiter unten.

Schwacher Euro bringt Entspannung bei Staatsschulden

Der relativ starke Forint hat dem ungarischen Staatshaushalt etwas Entspannung an der Schuldenfront gebracht. Die Schuldenquote der öffentlichen Haushalte sank binnen eines Quartals von 78,9 auf 77,6% am BIP, das waren - berechnet nach Maastricht - rund 80 Mrd. EUR, bzw. 22.173 Mrd. Forint, meldet die ungarische Zentralbank in einer ersten Lesung. Allein die Währungsentwicklung senkte die Staatsschuld um 253 Mrd. Forint, bzw. ca. 911 Mio. EUR, während das Wirtschaften des Staates um relativ moderate 27 Milliarden erhöhte. Mit den gesunkenen Schulden wurde auch die Refinanzierungsquote geringer, sie sank auf 3,5% des BIP von zuvor 4,4% für das Gesamtjahr. Die angesichts der miesen Wachstums-, Konsums-, Investitions- und Produktionswerte recht positiven Haushaltsdaten haben jedoch auch mit einem außergewöhnlichen Nettozufluss von 56,2 Mrd. Forint von Privathaushalten an den Staatshaushalt in der zweiten Phase der Verstaatlichung der privaten Rentenversicherung zu tun, die allesamt im zweiten Quartal vollzogen wurden.

Analysten warnen die Haushaltswächter in Ungarn jedoch vor Übermut, denn in den derzeitigen Forintkurs von 277-280 Forint / Euro ist eine neue IWF-Vereinbarung praktisch schon eingepreist. Ein Scheitern der Gespräche oder eine Verzögerung aus irrationalen Gründen, wie z.B. die neuerlichen Attacken auf die Unabhängigkeit der Zentralbank, könnte ebenso zu einem sofortigen Einbruch der Währung führen, wie der Euro auch wieder erstarken könnte.

 

Orbán-Stiftung bekommt Steuerbefreiung für Fußballakademie

Eine kürzlich durch die Fidesz-Mehrheit im Paralament beschlossene Gesetzesergänzung spülte der Puskás Ferenc Fußball Akademie in Felcsút rund 2,7 Milliarden Forint (ca. 9,7 Mio. EUR) an Steuernachlass in die Kasse. Durch den Gesetzeseinschub können Unternehmen, die "herausragende Investitionen in beliebte Sportarten" unternehmen, solche Förderungen beantragen. Just mit der Gesetzesänderung im April begannen übrigens auch die Bauarbeiten am Lieblingsspielzeug des ungarischen Regierungschefs, meldet das unabhängige Transparenz-Portal www.atlatszo.hu über dessen Tätigkeit wir hier ausführlicher berichteten.

Die Stiftung, die sich um die Errichtung eines "state-of-the-art"-Mini-Stadions mit Dach und 3.500 Sitzplätzen, inkl. VIP-Tribünen an der Fußballakademie kümmert, ist von Premier Orbán initiiert und kontrollier, die Akademie selbst grenzt direkt an die Liegenschaften der Familie in Orbáns Heimatort, Chef der Akademie ist der Felcsúter Bürgermeister, der, neben anderen Freunden und Verwandten der Familie Orbán - zufällig und rechtlich einwandfrei - kürzlich zum größten Landbesitzer der Region aufstieg, in dem er - zufällig und recehtlich einwandfrei - die unter Verschluss gehaltenen Ausschreibungen des staatlichen Bodenfonds gewann, während alle angestammten Bauern leer ausgingen.

Der Orbán-Umkreis und die Gemeinde verpachteten einige Grundstücke bisher für einen symbolischen Zins an die Akademie zur Nutzung, doch nun vergoldeten die Amigos ihr Hab und Gut, als die von Orbán kontrollierte Akademie diese von ihr genutzten Grundstücke sowohl von Privatleuten wie auch von der Gemeinde zu nicht sehr geringen Preisen kaufte.

Alles weitere zum Thema in: Nach Gutsherrenart - Rückerstattung auf Ungarisch & Neues aus Felcsút - Teil 5

 

Wird Daimler Produktion in Ungarn bald verdoppeln?

Ungarische Wirtschaftsmedien spekulieren über einen massiven Kapazitätsausbau im gerade für 800 Mio. EUR eröffneten Daimler Werk in Kecskemét. Die Tageszeitung Napi Gazdaság will wissen, dass bereits Planspiele über "eine Verdopplung" der Produktionskapazitäten auf dann bis zu 300.000 Fahrzeuge jährlich durchgerechnet werden, was auch einen massiven Ausbau des Werkes selbst zur Folge hätte. Ein Sprecher des Unternehmens bremste die Euphorie gegenüber der Agentur Reuters und sagte, dass "ein Ausbau der Produktionslinien möglich ist, aber noch keine Entscheidungen dazu getroffen worden sind."

Napi Gazdaság rechnet vor, dass der geplante Ausbau wiederum Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe bedeuten und daher auch die Frage nach staatlichen Beihilfen auf den Plan rufen würde. Für andere Daimlerwerke im Westen stellt sich dann natürlich auch die Frage eines eventuellen Kapazitätsabbaus oder sogar der Schließung. - Daimler stellt seit diesem Jahr Fahrzeuge der Kompaktklasse in Kecskemét her, bis Ende des Jahres soll die Zahl der Mitarbeiter die Marke von 3.000 überschreiten.

 

"Melonenkommissar" macht Großrazzia auf Großmarkt

In der Nacht zum Donnerstag ließ der Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, Gyula Budai, unseren Lesern auch als Sonderkommissar zur Rettung der ungarischen Melone bekannt, eine Großrazzia auf dem Budapester Großmarkt für Obst und Gemüse durchführen. "Die gemeinsame Aktion von Polizei, Katastrophenschutz, Finanz- und Zollamt, der Arbeitsinspektion, dem Ordnungsamt und der Lebensmittelsicherheit" erbrachte "66 Tonnen von Obst und Gemüse unbekannter Herkunft". Budai, der zuvor noch Sozialisten jagte, nun aber auf den Gemüsemarkt abkommandiert wurde, meinte damit, dass es sich um Waren handelte, die mutmaßlich aus dem Ausland (Rumänien, Ukraine, Serbien, Slowakei), zum Teil illegal importiert worden seien, dann umverpackt wurden, um "als echt ungarische Produkte" teurer verkauft werden zu können.

Entsprechend der Vorgabe Budais haben die Behörden "substantielle Verfehlungen" im "Bereich des Arbeitsschutzes, der Feuersicherheit in den Lagerhäusern großer Unternehmen" festgestellt, insgesamt wurden Strafgelder von 18 Mio. Forint (ca. 65.000 EUR) verhängt. Bereits vor zwei Wochen habe man schon einmal 15 Tonnen Obst und Gemüse konfisziert und Budai kündigte an, dass "dies nur der Anfang einer Serie von Kontrollen" sei, um "kriminelle Händler zwischen ehrlichen Produzenten und Verkäufern auszumachen und an ihrem Tun zu hindern." - Händler sprachen von zum Teil schikanösem Vorgehen der Kontrolleure, so soll auch ordentlich deklarierte Ware beschlagnahmt worden sein, um den Erfolg von Budais Beutezug zu erhöhen. Allerdings gestanden Händler auch ein, dass mit verfälschten Etikettierungen durchaus im großen Stile Schindluder getrieben wird.

 

Regierung kündigt Pendlerzuschüsse mit vielen Wenn´s und Aber´s an

Vor einigen Wochen kündigte Premier Orbán weitschweifig ein zentrales Programm zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen an, das ein geteiltes Echo erfuhr und von vielen Experten als alles andere als ein großer Wurf analysiert wurde. Als Ergänzung dazu stellte die Regierung nun auch Pendlern einen Bonus in Aussicht. Wer eine neuen Job mehr als 100 Kilometer von zu Hause entfernt (innerhalb Ungarns!) findet, soll Mietzuschüsse für eine Wohnung am Arbeitsort erhalten können, wenn er eine ganze Reihe von Voraussetzungen dafür erüllt:

Die Zuschüsse sollen bis zu 18 Monate gezahlt werden, in den ersten sechs Monaten könnten die Zuschüsse für Miete und Wohnnebenkosten bis zur Höhe eines gesetzlichen Mindestlohnes gezahlt werden (93.000 Forint bzw. 335.- EUR für Ungelernte, 108.000 bzw. 380.- EUR für Facharbeiter), in den zweiten sechs Monaten gibt es dann nur noch Zuschüsse zur Miete, in den dritten nur noch zu den Nebenkosten. Einschränkend hieß es, dass Bewerber zuvor wenigstens drei Monate als arbeitslos registriert oder Berufsstarter sein müssen und nachweisen müssen, dass sie keine eigene Wohnung in der Nähe des Arbeitsplatzes besitzen. Außerdem muss der neue Arbeitgeber ein anderer sein als der alte. Sollte der Bewerber mehr als das Doppelte des gesetzlichen Mindestlohnes verdienen, kommt er für den Zuschuss ebenfalls nicht in Frage.

Die Regierung erläuterte weder, mit wie vielen Antragstellern sie rechnet, noch, aus welchen Mitteln im Budget die Kosten dafür tragen will, auch der Beginn der Aktion wurde noch nicht mitgeteilt. Arbeitgeber in Ungarn berichten immer wieder, dass es äußerst schwer ist, Bewerber zum Wechsel ihres Wohnortes zu bewegen und sei der neu auch nur ein paar Zig-Kilometer entfernt. Sogar vom Unternehmen finanzierte Wohnungen bringen nur wenige von ihrer heimatlischen Scholle weg.

 

OTP-Bank überrascht wieder mit hohem Gewinn

 

Während fast alle Banken in Ungarn unter der Last von Sonder-, nun auch bald Transaktionssteuern sowie den Kosten für den Forex-Umtausch und den faulen Krediten im Portfolio stöhnen und Quartal für Quartal Verluste einfahren, überrascht die größte Bank Ungarns, OTP, mit einem Nachsteuergewinn von 41 Milliarden Forint (ca. 150 Mio. EUR) im zweiten Quartal 2012. Damit lag das Institut des Magnaten und Orbán-Intimus Sándor Csányi rund 20% über den Erwartungen der Analysten, wieder einmal. Doch immernoch musste auch die OTP 64 Milliarden Forint in Q2 für die Wertberichtigung des Kreditportfolios abschreiben, das sich, so wie von der Nationalbank prognostiziert, immer noch weiter verschlechtert, übrigens nicht nur in Ungarn. Dennoch steht die OTP in punkto Liquidität und Einlagen sehr gut da und gilt als eines der besten Häuser in der Region. Pünktlich zum Beginn des Forex-Ablösemodells Anfang des Jahres verstärkte die OTP ihre Immobilienabteilung und gründete zudem noch eine eigene Maklerei.

 

Auslastung ungarischer Hotels bleibt schwach

Die Auslastungsrate in ungarischen Hotels bleibt weiterhin deutlich unter jener in den Nachbarländern. Das gleichte gilt für den Umsatz pro verfügbarem Zimmer, den sogenannten REVPAR. Die Ungarische Hotel- und Restaurantvereinigung ließ für das erste Halbjahr 2012 eine Auslastung aller Hotels von 57,3% feststellen, was deutlich unter der Rate des Nachbarn Österreich mit 65,7% sowie auch unter der Tschechiens, mit knapp 61% liegt. Der Umsatz pro Zimmer und Nacht betrug in Ungarn 34,30 Euro, in Tschechien lag er bei 45,60 EUR, in Österreich sogar 62,70 EUR.

red.

___________________________________

Zwischenbericht in eigener Sache:
Spendenziel zu 75% erreicht - DANKE!!!
>>>
___________________________________