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(c) Pester Lloyd / 12 - 2013   POLITIK 18.03.2013

 

Parlamentspräsident warnt vor EU-Putsch gegen Ungarn und droht Demonstranten

Der ungarische Parlamentspräsident, László Kövér, sieht - wieder einmal - die Gefahr eines "Putsches gegen Ungarn von außerhalb" heraufziehen. Der Auslöser sei dabei jedoch nicht in erster Linie die Verfassungsänderung, sondern vor allem die Strompreisreduzierung (lies: Konzerne beherrschen die Welt, dahinter steht die Finanzwelt, Bilderberger etc.) und andere Maßnahmen, die die Gewinne von ausländischen Konzernen einschränken.

In einer Talksendung am Sonntagabend im ersten Kanal des Staatsfernsehens führte der 3. Mann im Staate weiter aus, dass er von der bayerischen Parlamentspräsidentin (CSU) nur deshalb ausgeladen wurde, weil diese "Angst vor der Linken" im eigenen Lande habe. (Anm: Kövér wurde bereits einmal vom israelischen Parlament ausgeladen, weil er einem faschistischen Politiker huldigte) Ungarn werde aber den Weg "weg von der räuberischen Schuldenspirale" weiter beschreiten, auf den das Land von den Ministerpräsidenten "Bajnai, Gyurcsány und anderen" gedrängt worden war.

Derzeit erlebe man die gleichen Anzeichen wie beim ersten Putschversuch (der nach Lesart der Regierungsanhänger nur durch die eindrucksvollen "Friedensmärsche" abgewendet werden konnte). Gründe gibt es viele: die Interessen ausländischer Unternehmen, parteipolitische Kämpfe oder "einfach Hass". Das "Mainstream-Europa" sei auf einem "Antikreuzzug gegen die christlichen Werte", glaubt Kövér. Wer seine "nationale Kultur nicht aufgeben wolle, wer seinen Glauben nicht leugnen wolle, wer nicht so enthusiastisch über die Multikulti-Gesellschaften ist..." etc., bekommt früher oder später "einen Stempel auf die Stirn gedrückt". (Siehe dazu den Kampf gegen die "linksliberale Pest" der Friedensmärschler)

Kövér nannte die Kritik der Europäischen Union verlogen, wenn jemand ein Demokratieproblem habe, dann sie. Die Kritik an Ungarn entspringe "Doppelstandards", denn gegen die Angriffe auf die ungarische Minderheit in Rumänien, die dortige Verfassung und den Präsidenten habe man nichts unternommen.

 

Bezüglich des "Sturms" auf die Fidesz-Parteizentrale meinte er, dass er früher auch demonstriert habe, damals ging es aber gegen eine "kommunistische Diktatur", während die "jungen Linken" heute unverständlicherweise gegen die Demokratie demonstrierten. Kövér drohte den Aktivisten, "ihre Angst vor der Polizei ist begründet", denn man werde dafür sorgen, "dass niemandem erlaubt wird, ein Exempel dafür zu geben, dass man das Recht brechen darf".

Kövér ist nicht der einzige hohe Fidesz-Funktionär, der sich in dieser Putschrehtorik übt, auch der - eigentlich für relativ vernünftig gehaltene - Fidesz-Vizechef und Bürgermeister von Debrecen, Lajos Kósa, schloss sich am Wochenende diesem Chor an, der als PR-Instrument zur Mobilisierung der Massen dient und auf dem alten Opfermythos und der Fremdschuldthese aufbaut, der von der Rechten des Landes sorgsam gepflegt wird.

red.

 

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