THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 50 - 2013 NACHRICHTEN 10.12.2013

 

Regierungsfunktionäre in Ungarn sichern sich Milliarden für Fußballstadien

Weit über 100 Milliarden Forint, umgerechnet ca. 331 Mio. EUR, wurden im Haushaltsgesetz für 2014 für den Bau von Fußball- und anderen Sportstadien reserviert. Das ist die größte jemals in einem Jahr für solche Zwecke bereitgestellte Summe. Die größten Aufwendungen erfordert mit 82,2 Milliarden der Bau des
Olympiazentrums (Tüskecsarnok), wozu unter anderem eine riesige Mehrzweckhalle und ein Schwinnmzentrum unweit des Infoparks errichtet wird. Desweiteren werden die Fußballstadien der Hauptklubs von Debrecen, Ferencváros (Fradi-City), Diósgyör, Pécs, Videoton Székesfehérvár und Haladás Szombathely entweder gründlich erneuert, ausgebaut bzw. ganz neu gebaut. Auch das Budapester Puskás-Stadion gehört zur Reihe der Projekte, die “Ungarn über den Fußball weltweites Prestige” (Orbán) sichern sollen.

Das neue Stadion in Felcsút, mitten im Bau. Auftraggeber: die Puskás-Fußballakademie, deren Stiftung von Familie Orbán geführt wird. Hauptauftragnehmer sind Firmen aus dem Umfeld des Felscúter Bürgermeisters Mészáros, der es in drei Jahren auf die Liste der reichsten Ungarn schaffte und als enger, auch privater Freund des Premiers gilt.

Alle diese Vereine werden von Fidesz-Funktionären präsidiert. Allein der Ausbau in Szombathely soll um die 12 Mrd. Forint, der on Székesfehérvár 4,5 Mrd. (lnapp 15 Mio. EUR) Staatsbeihilfen kosten. Auch der kleine Verein Mezokövesd-Zsóry FC, der kürzlich vom Innenstaatssekretär Miklós Tállai "übernommen" wurde und lediglich in der zweiten Liga mitschwimmt, erhält über eine Mio. EUR für Ausbauten. Neben den direkten Zuschüssen, werden auch wieder Widmungen über die 1%-Steuerwidmung durch Personen und Körperschaften und die Extraförderung für "beliebte Sportarten", ebenfalls aus Mitteln der Körüerschafts- bzw. Einkommenssteuer möglich, die im Haushalt noch nicht aufgeführt sind. Nach Schätzungen von Haushaltsexperten wird allein der FC Felcsút (Zweitmannschaft von Videoton), betrieben von der Stiftung Puskás Fußballakademie von Ministerpräsident Orbán für sein neues 3.500-Plätze-Stadion in dem 1.700 Einwohner zählenden Heimatort des Premiers 2014 6,6 Milliarden direkte und indirekte Steuermittel erhalten (über 20 Mio. EUR). Orbán hatte kürzlich erklärt, das Projekt komme ohne "Staatsbeihilfen" aus. Die Projekte in Debrecen, Ferencváros und Szombathely kosten in Summe jeweils rund 20 Mrd. HUF öffentliche Mittel.

 

Nicht nur die politische Opposition, auch Volkswirtschaftler kritisieren die Höhe der Ausgaben angesichts tiefgreifender sozialer Probleme und eines mit knapp 3% hohen neuen Haushaltsdefizits 2014. Auch die überproportionale Bevorzugung des Fußballs, trotz des bescheidenen Abschneidens des Nationalteams und der Klubmannschaften auf internationalem Level, seien nicht gerechtfertigt. Auch der “Verbrauch” von EU-Mitteln, die anstatt in den Mittelstand in solche unproduktiven Luxus-Projekte umgeleitet werden, gehört hinterfragt. Die linke Opposition sieht hier eine zynische Parallelwelt entstehen, in der sich Fidesz-Fürsten ihre eigenen Reiche schaffen, ungeachtet der tatsächlichen Lage im Land. Gerade dokumentierte Eurostat einen erneuten Anstieg der materiellen Armut in Ungarn.

red.

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