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(c) Pester Lloyd / 12 - 2015 POLITIK 18.03.2015
Zensuren von Zensoren: Ungarn stellt Journalismus-Studium unter Parteiaufsicht
Wie das Nachrichtenportal origo.hu am Dienstag berichtet werden die Bachelor-Studiengänge für Kommunikationswissenschaften, die auch die klassische Journalistenausbildung umfassen, an den ungarischen Universitäten abgeschafft.
Zukünftig wird es nur noch einen Masterstudiengang, also eine Art Aufbaustudium für Journalismus / Kommunikation geben, der exklusiv an der "Nationalen Universität des Öffentlichen Dienstes" angeboten wird, jener Kaderschmiede, die 2011 durch Zusammenlegung der Militärakademie, Polizeischule, Verwaltungshochschule und Ausgliederung einiger Fakultäten alteingesessener Unis geformt und unter Aufsicht einer Fidesz-treuen Leitung gestellt worden ist.
Die Maßnahme geht vom Staatssekretariat für Höhere Bildung aus und folgt einer Vorgabe des Ministers für "Humanressourcen", "Überausbildung" zu Gunsten technischer Fachkräfte abzubauen und die Zahl der Hochschulabsolventen binnen weniger Jahre um mindestens 15% zu senken. Die Unis wurden zu den "Umstrukturierungen" nicht konsultiert.
Studiengänge, in denen journalistisches Handwerk als Teil eines Fachstudiums angeboten wird, müssen mit einer Einstellung der staatlichen Subventionen rechnen, auf die die Unis jedoch existentiell angewiesen sind. Entschließen sich die Hochschulen, ihre Studiengeänge entsprechend zu bereinigen, bleiben sie verschont.
In den kommenden Wochen werden ähnliche Streichlisten vor allem für humanwissenschanftliche und künstlerische Studienzweige erwartet.
Hintergrund:
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red.
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