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(c) Pester Lloyd / 26 - 2012     POLITIK 25.06.2012

 

Nach Gutsherrenart

Rückerstattung auf Ungarisch & Neues aus Felcsút - Teil 5 - UPDATE

Die Zufälle häufen sich. Wieder gehen Ländereien über “Ausschreibungen” des Nationalen Bodenfonds exklusiv und zu bedenklich niedrigem Pachtzins an Fidesz-Parteifunktionäre oder an Unternehmen, in denen Freunde und gute alte Bekannte aus dem Umfeld des Premiers das Sagen haben.Transparenz wird verhindert und mit den staatlichen Gütern verfahren die neuen Herren immer ungenierter, - eben nach Gutsherrenart.

Was bisher geschah:

Teil 1: Die Junker von Felcsút: Wundersame Landvermehrung beim Fidesz-Bürgermeister
Teil 2:
Orbáns Vater wird Schlossherr
Teil 3: Die Strohehefrau: Frau Orbán und Familie Flier
Teil 4:
Schiebung in der Puszta + "Transparenz"-Webseite nervt die Mächtigen
Teil 5:
Rindviecher der Macht: Neues aus Felcsút - nach Gutsherrenart

Rindviecher der Macht

Aus Orbáns Heimatort gibt es Neuigkeiten: Wie die unabhängige Antikorruptionsplattform Atlatszo.hu (Durchblick / Transparenz), die den Fidesz-Junkern konsequent auf den Versen bleibt, berichtet, lässt sich der Orbán-Klan momentan eine denkmalgeschützte Villa zu einem luxuriösen Ferienhaus umbauen. Das 300 qm große Gebäude aus dem historischen Erbe des Erzherzogs József Nádor gehört auf dem Papier dem Vater von Viktor Orbán, genauso wie ein weiteres Herzog-Anwesen. Verwaltet wird auch dieser Besitz von Lorinc Mészáros, dem Bürgermeister von Felcsút und altem Freund Orbáns, der gleichzeitig auch Präsident der Puskás Fußballakademie ist, dem hoch subventionierten Lieblingshobby des Regierungschefs. Mészáros behauptet, das Gebäude würden nur restauriert, doch der Umbau des 200 Jahre alten Hauses zur Wohnung ist nach Augenzeugen und nach Fotobelegen kaum zu übersehen.

Erdverbunden, bodenständig. So stellt sich Orbán gerne dar. In jedem Falle geht es um die Wurst...

Ebenfalls kürzlich bekannt wurde, dass ein großes Waldgebiet neben einem der zahlreichen Besitztümer Mészáros' ebenfalls in die Hände von Fidesz-Freunden gelangte, genauer dem Unternehmen VADEX, das der Nationalen Entwicklungsbank gehört. Interessant sind vor allem die Personalien, die dahinter stehen. Im Aufsichtsrat sitzt unter anderem Attila Nyerges, der wiederum Chef von Közgép ist, einer Baufirma von Lájos Simicska, einem Oligarchen und Orbán-Freund, der in den letzten Jahren Regierungsaufträge in Milliardenhöhe erhalten hatte, für die sich sogar die Betrugasabteilung der EU OLAF interessiert.

Der Bruder von Nyerges unterhält wiederum enge Geschäftsbeziehungen zu Entwicklungsministerin Lászlóné Németh, die ein weiteres Glied in dieser immer länger werdenden Nepotismus-Kette bildet und sozusagen den Kreis zur Regierung wieder schließt. Offiziell muss der gepachtete Wald übrigens im Originalzustand gehalten bzw. nachhaltig bewirtschaftet werden, nichtsdestotrotz hat VADEX dort Unmengen an Bäumen gefällt und Viehställe gebaut, unter anderem für die Rinder des benachbarten Mészáros, die Rindviecher der Macht sozusagen.

Wieder zweifelhafte Landvergabe an Fidesz-Funktionär

 

Die "Zufälle" häufen sich: die Frau des Fidesz-Parlamentsabgeordneten und Bürgermeisters der kleinen Gemeinde Litér bei Veszprém, Atilla Szedlák, bekam den Zuschlag für 34 Hektar Land aus dem "Nationalen Bodenfonds" in Sichtweite des Balatons, während bei der Ausschreibung alle angestammten Bewerber leer ausgingen. Der Fonds war mit dem Ziel gegründet worden, Bodenspekulation einzudämmen und ungarischen Jungbauernfamilien den Berufsstart zu erleichtern.

Interessant an diesem neuen Fall ist der Pachtzins, der mit 37.000 Forint (130.- EUR) pro Jahr und Hektar veranschlagt wurde, rund ein Fünftel bis ein Zehntel (je nach Einstufung) des derzeit gängigen Marktpreises. Der Pachtvertrag ist auf 20 Jahre ausgestellt, mit Verlängerungsoption. Die Familie Attila Szedlák hatte bisher in der Region noch keine landwirtschaftlichen Aktivitäten entwickelt, einen Einblick in die Ausschreibungsunterlagen verhindert die zuständige Behörde mit Verweis auf die Gesetze und den Datenschutz. Dieses Vorgehen wurde sogar schon fidesz-intern kritisiert.

Szedlák (Foto) argumentiert, dass seine Familie während der Zeit der Verstaatlichungen nach dem Zweiten Weltkrieg eben jenes Land entzogen bekam. "Nun habe ich es zurück", allerdings auf einem wundersam, kurzen Dienstweg. Die Rückerstattung von enteignetem Land wird nämlich durch ein vollkommen anderes Verfahren geregelt, aber offenbar gilt dies nicht für Mitglieder der Regierungspartei. Der Parlamentarier will "seinen Kindern und Eltern eine Zukunftschance" auf dem Land ermöglichen, außerdem werde man "ortsansässige Bauern" mit den agrarischen Tätigkeiten beauftragen, was er in einem Interview mit dem Blättchen Blikk für eine gute Sache hält, wiewohl viele der dort nun um Anstellung hoffenden Bauern zuvor auf eigene Rechnung arbeiteten...

UPDATE: Wie am Sonntag zu erfahren war, hat Szedláks Frau kurzfristig angekündigt, von dem Landpachtvertrag zurückzutreten, weil sie “die Unmengen politischer und persönlicher Angriffe” nicht länger aushalten wolle, die auf “mich und meine Familie”, die nichts anderes im Sinn hatten, “als unseren Kindern eine Zukunft aufzubauen” eingeprasselt waren. Man kann davon ausgehen, dass sich eine “andere” Lösung für die Übernahme des Pachtvertrages finden lässt, bei der diesmal eben nicht der Name Szedlák auftaucht.

Wie gerade bekannt wurde, lässt der neue “Kulturminister des Landes” Häftlinge in seinem Weinberg schuften, für gerade ein Drittel des Mindestlohnes. Mehr zum Thema Zwangsarbeit und Untertanenstaat in diesem Bericht.

red.

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