THEMA: WAHLEN UNGARN 2014

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(c) Pester Lloyd / 39 - 2014 BOULEVARD 21.09.2014

 

UEFA legitimiert Stadionwahn in Ungarn: vier EM-Spiele 2020 in Budapest

Das ergab der Beschluss des Exekutivkomitees des Europäischen Fußballverbandes am Freitag in Genf. Das Ferenc Puskás Stadion in Budapest, das für mindestens 325 Mio. EUR an der Stelle des alten komplett und mit einer Kapazität für 68.000 Zuschauer neu errichtet werden wird, soll drei Gruppenspiele sowie ein Achtelfinale veranstalten. Die Halbfinals und das Finale finden im Londoner Wembley Stadion statt, weitere Austragungsorte 2020 werden München, Rom, St. Petersburg, Amsterdam, Bukarest, Bilbao, Brüssel, Baku, Kopenhagen und Glasgow sein.

Der Nationale Gulaschkessel. Erste Entwürfe sahen noch eine “Integration” des historischen Puskás Stadion in die Ernerung ein, davon ist im aktuellsten Entwurf keine Spur mehr. 325 Mio. EUR für ein Fußballstadion in einem Land mit 43% Menschen in Armut bzw. Armutsgefährdung. Der UEFA ist das egal...

 

Der Präsident des Ungarischen Fußballverbandes MLSZ, der OTP-Bankchef und Großunternehmer Sándor Csányi zeigte sich zufrieden, dass die "sportdiplomatischen Bemühungen" des Landes Früchte getragen hätten. Immerhin habe Ungarn kürtlich sowohl einen FIFA- wie einen UEFA-Kongress und die U19 EM ausgerichtet. Gerne hätte man auch ein Viertelfinale ausgerichtet, sei aber mit der Zuteilung dennoch zufrieden. Der MLSZ hatte sich jeweils für 2004, 2008 und 2012 vergeblich um eine EM beworben. Nun wolle man sich bemühen, auch ein Champions oder Europa League Finale an die Donau zu holen.

Kritische Stimmen sehen in der UEFA-Entscheidung für Budapest einen schweren Fehler, legitimiert diese doch den auf Kosten der Steuerzahler entfachten Stadionbauwettbewerb der Fidesz-Oligarchie im Lande. Angesichts der wachsenden Armut im Lande seien drei Dutzend Stadionprojekte im Gesamtwert von 1,2 Mrd. EUR, die meisten für Vereine unter Fidesz-Präsidentschaften, ein Schlag ins Gesicht der Steuerzahler, - zumal die fußballerischen Leistungen mit den "Prestigebauten" in keiner Weise Schritt hielten.

 

Orbán, der sich in seinem Heimatort Felcsút mit 1.7000 Einwohnern eine Arena für 3.8000 Zuschauer über seine Fußballakademie errichtete, hat extra eine Steuer für "populäre Sportarten" eingeführt. Unternehmen können darüber einen Teil ihrer fälligen Körperschaftssteuer zweckwidmen - Gelder die zuvor oft für soziale Zwecke gewidemt wurden, werden so in die "richtigen Bahnen" gelenkt. Daher seien diese Gelder auch "keine öffentlichen Mittel, sondern Spenden erfolgreicher Unternehmer", so der Premier.

Das vergleichsweise reiche Wien z.B. hatte auf eine Bewerbung für die EM 2020 verzichtet, weil man sich einen Stadionneubau (das Happel ist international nicht mehr satisfaktionsfähig) wegen anderer budgetärer Prioritäten nicht leisten mochte. Selbst dem kostenmäßig relativ übersichtlichen Stadionneubau für Kultklub Rapid mit 28.000 Plätzen für insgesamt rund 50 Mio. EUR gingen lange Verhandlungen und ein Kostensplitting mit Verein und Sponsoren voraus.

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Genaue Auflistung der Vergabe (UEFA-Webseite)

red.

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